Aktuelles

Konferenz des Schiller-Instituts am 15.–16.4.2023

Am 15. und 16. April 2023 veranstaltete das Schiller-Institut erneut eine internationale Zoom-Konferenz zum Thema „Ohne die Entwicklung aller Nationen kann es keinen dauerhaften Frieden auf dem Planeten geben“. Redner aus allen Kontinenten und aus mehr als 20 Ländern diskutierten drastisch und offen über die Gefahr einer atomaren Katastrophe („Die wachsende Gefahr eines Dritten Weltkriegs unterstreicht die Notwendigkeit einer neuen Sicherheitsarchitektur“), über die Zusammenbruchskrise des transatlantischen Finanzsystems („Schluß mit der Kasinowirtschaft, bevor es zu spät ist“) und über die philosophischen Grundfragen eines neuen Paradigmas, die sich im Selbstverständnis des Menschen und einer neuen Sicherheits- und Entwicklungsperspektive aller Bürger und Nationen widerspiegeln müssen.

Diskussionsrunde am ersten Konferenztag (v. l.): Dennis Speed (Moderator), Helga Zepp-LaRouche, Dr. Alexander Bobrow, darunter Prof. Wen Yi, Oberstleutnant a. D. Ralph Bosshard und Wolfgang Effenberger, unten Connie Rahakundini Bakrie. Bild: Schiller-Institut
Diskussionsrunde am ersten Konferenztag (v. l.): Dennis Speed (Moderator), Helga Zepp-LaRouche, Dr. Alexander Bobrow, darunter Prof. Wen Yi, Oberstleutnant a. D. Ralph Bosshard und Wolfgang Effenberger, unten Connie Rahakundini Bakrie. Bild: Schiller-Institut

Die hochkarätig besetzte Rednerliste unterstreicht die Tatsache, daß der Kreis derjenigen wächst, die die Einschätzungen des Schiller-Instituts über die Weltlage und Lösungsmöglichkeiten teilen, immer größere Gesellschaftsbereiche erreicht und sich mehr und mehr verdichtet. Beispielhaft dafür steht Fatah Raufi, Vertreter der afghanischen Exilgemeinde in den Niederlanden. In seiner erschütternden Rede über die prekäre Lage Afganistans zeigte er sich eng verbunden mit dem Schiller-Institut und der von Helga Zepp-LaRouche initiierten „Operation Ibn Sina“ zum Wiederaufbau Afghanistans.

Als Redner aus dem diplomatisch-politischen Bereich traten Igor Romantschenko, Botschafter der Russischen Föderation in Peru, auf (der aus Anlaß des Internationalen Tages der bemannten Raumfahrt zu Ehren von Jurij Gagarin ein Grußvideo des russischen Kosmonauten Sergej Rjasanskij einspielte), Dr. Alexander Bobrow aus Rußland vom Moskauer Staatsinstitut für internationale Beziehungen, Chas Freeman (USA), ehemaliger Botschafter in Saudi-Arabien und ehemaliger stellvertretender Missionschef in China, S. E. Donald Ramotar, ehemaliger Präsident von Guyana, der Kongreßabgeordnete Benjamin Robles (Mexiko) und Pedro Páez, ehemaliger Wirtschaftsminister Ecuadors. Den Einschätzungen von Vertretern aus dem militärischen Bereich wie Scott Ritter (USA), ehemaliger UN-Waffeninspekteur im Irak, und Oberstleutnant a. D. Ralph Bosshard (Schweiz) der Schweizer Streitkräfte schlossen sich zahlreiche Beiträge auch aus Deutschland an: Wolfgang Effenberger (Publizist), Michael von der Schulenburg, ehemaliger UN/OSZE-Diplomat, Prof. Cord Eberspächer, Sinologe an der Universität Bonn. Grußworte schickten Generalleutnant a. D. Manfred Grätz und Generalmajor a. D. Sebald Daum. In einem aufsehenerregenden offenen Brief an die russische Botschaft im Januar dieses Jahres hatten beide in drastischen Worten gegen die Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine protestiert.

Zur Wirtschaftssituation: Dramatisch wurde die Lage der Landwirtschaft und die Nahrungsmittelunsicherheit in vielen Teilen der Welt als Folge von falschen, politisch motivierten Sanktionen, aggressiver Politik der westlichen Finanzinstitutionen, Inflation und kolonialistischer Dekarbonisierungs-Erpressung beschrieben: von Rinderzüchtern in den USA und Frankreich, einem Fischer aus Alaska sowie von Sprechern aus zahlreichen Ländern Iberoamerikas und Afrika.

Alternativen zur Krise

Aber auch die Alternativen und Perspektiven einer Krisenlösung kamen auf der Konferenz ausführlich zur Sprache.

Im Mittelpunkt standen dabei insbesondere China, dann die Länder des globalen Südens. Aus den sog. Ländern des Dschungels in Iberoamerika und Afrika und den rückständigen Wüstenländern des Mittleren Ostens ist inzwischen eine mächtige Allianz für Souveränität und Entwicklung entstanden. Dabei spielt auch die historische Bewegung der Blockfreien Staaten eine entscheidende Rolle.

Auf letzteren Punkt ging Connie Rahakundini Bakrie, Dozentin aus Indonesien, ein. Vorreiter für den Aufbau einer neuen Welt seien die BRICS, die Nicht-Pakt-gebundenen Länder und in diesem Zusammenhang die neue Rolle Rußlands und Chinas. Diese beiden Länder hätten eine entscheidende Rolle in Südwestasien und der Welt gespielt (Dr. Chandra Muzaffar, Malaysia). China sei ein Kontinent, der ignorant unterschätzt werde und den die wenigsten im Westen wirklich kennen (Prof. Eberspächer). Aber was ist das Geheimnis des chinesischen Wirtschaftswunders? Der Grund sei eine gezielte Industrialisierungsstrategie, beantwortet Prof. Wen Yi, Volkswirtschaftler aus China, die Frage, und die Länder Afrikas könnten davon viel lernen. Wichtige Beiträge zu diesem Komplex kamen u. a. von Prof. Georgy Toloraya, stellvertr. Direktor des russischen Nationalkommittees für BRICS-Forschung, Diogène Senny (Kongo), Generalsekretär der Panafrikanischen Liga UMOJA, Mutalemwa George (Tansania) über Afrikas Friedens- und Entwicklungsnetzwerk.

Der abschließende große Themenbereich der Konferenz war der Aufbau einer internationalen Friedensbewegung aller Menschen und der Staaten, die gemeinsam Frieden wollen. Was ist zu tun? Das Schiller-Institut hat seit langer Zeit die führende Rolle übernommen, diese ganz unterschiedlichen Kräfte in einer Koexistenz zusammen zu führen, wie Helga Zepp-LaRouche in Anlehnung an Nikolaus von Kues feststellte. Das sei auch das Ziel der vielen Initiativen des Instituts. Es werde zu großen Erschütterungen kommen, die Veränderungen in der Welt seien keine linearen Prozesse. Afrika sei der Kontinent der Zukunft, Asien der Motor der Weltwirtschaft.

Die Entstehung einer Friedensbewegung in den USA und vielen anderen Ländern hat begonnen, und einige Vertreter haben auf der Konferenz gesprochen. Diane Sare, LaRouche-Kandidatin für den US-Senat in New York 2024, steht dafür, oder auch Nick Brana, Vorsitzender der People‘s Party, der im vergangenen Februar die große Protestkundgebung in Washington D.C. unter dem Motto „Rage Against the War Machine“ mit organisiert hatte. In Frankreich wird sie von Jacques Cheminade angeführt, dem Präsidenten der Partei Solidarité et Progrès.

Welche Lösungsansätze wurden vorgeschlagen? Im allgemeinen die gemeinsame Opposition der Menschen und Staaten:

  • Die Mobilisierung eines jeden Bürgers, wie die große Friedensdemonstration am 22. Juni 1982. Scott Ritter beispielsweise erinnerte daran, als 1 Million Bürger im New Yorker Central Park Abrüstung und Waffenkontrollen gefordert hatten, was den damaligen Präsidenten Ronald Reagan zum Umdenken veranlaßte.
  • Eine Rebellion der Bevölkerung, so Adolfo Pérez Esquivel aus Argentinien, Friedensnobelpreisträger von 1980. Alle Religionen, Gewerkschaften, soziale Organisationen, Erzieher, Wissenschaftler, Vertreter der UNESCO usw. sollten sich vereinen und gemeinsame Aktionen planen – und zwar schnell.
  • Eine starke Botschaft von der Bevölkerung und/oder den BRICS-Ländern, meinte Wolfgang Effenberger, und Dr. Bobrow stellte die Position Rußlands in diesem Zusammenhang klar: Man würde sich mit großer Aufmerksamkeit den neuen Gravitationzentren des globalen Südens zuwenden.

In ihrem abschließenden Beitrag, wie diese großen Ziele erreicht werden können, sagte Helga Zepp-LaRouche: „Alle Menschen sind zwar verschieden, aber eine Einheit der Menschheit existiert. So wie es die von mir vorgestellten ,Zehn Prinzipien‘ ausdrücken, muß eine friedliche Koexistenz vollkommen souveräner Nationalstaaten hergestellt werden. … Die Nationen müssen darüber beraten, wie diese Prinzipien konkret aufeinander abgestimmt und umgesetzt werden können.“

Man kann schon heute sagen: Diese Konferenz wird in die Geschichte eingehen.

(ull)

Seidenstraße trifft auf italienische Renaissance

In Beijing und Shanghai finden derzeit zwei große Ausstellungen mit Meisterwerken der italienischen Renaissance und anderer europäischer Künstler statt – basierend auf Leihgaben des Kunstmuseums der Uffizien in Florenz. Die Ausstellungen sind ein Beispiel für einen Dialog der Kulturen auf höchstem Niveau.

Die erste Ausstellung, „Botticelli und die Renaissance“ (Botticelli and the Renaissance), ist noch bis zum 27. August im „Bund One“-Kunstmuseum in Shanghai zu sehen. Sie bietet eine Auswahl von Gemälden von Sandro Botticelli sowie eine Sammlung von Werken großer Meister des Quattrocento wie Filippo Lippi, Perugino, Lorenzo di Credi und Cosimo Rosselli.

Katalog der Ausstellung im Nationalmuseum China.
Katalog der Ausstellung im Nationalmuseum China.

Die zweite Ausstellung „Uffizens Selbstporträt-Meisterwerke“ (Uffizi Self-Portrait Masterpieces) ist bis zum 10. September im chinesischen Nationalmuseum (NMC) in Beijing zu sehen. Sie zeigt fünfzig Selbstporträts von der Renaissance bis heute, mit Schwerpunkt auf Raffael und Rembrandt.

„Die Künstler porträtierten sich selbst, als würden sie sich in einem Spiegel betrachten, wobei sie sich der Tatsache bewußt waren, daß diese Selbstdarstellungen eines Tages von anderen Menschen betrachtet werden würden“, erklärte die Ko-Kuratorin der Ausstellung, Vanessa Gavioli, gegenüber Global Times.

„In gewisser Weise befinden wir uns also auf Augenhöhe“, sagte Gavioli weiter und fügte hinzu, daß diese Porträts es dem Publikum ermöglichen, sich den Charakter dieser Renaissance-Persönlichkeiten frei vorzustellen und gleichzeitig „privat“ mit der europäischen Kunst und Kultur in Verbindung zu treten.

Der Kunstexperte Qu Fei sagte Global Times, daß ein Selbstporträt durch Details wie dekorative Elemente, Darstellungen von Gesichtsausdruck und Figur sowie Kleidung und Accessoires reichhaltige Informationen über das kulturelle und soziale Umfeld des Künstlers liefern kann. „Dies ist auch eine Gelegenheit für uns, einen Blick in die Blütezeit der historischen Kultur Italiens zu werfen“, so Qu.

Einige Gemälde, so alt wie das alte Rom, zeigen durch die Darstellung zum Beispiel von Seidengewändern oder Porzellan, daß ein enger Kontakt zu China bestanden hat.

Li Jun, Vizepräsident der Schule für Humanwissenschaften an der Zentralen Akademie der Schönen Künste in China, sagte, der Austausch zwischen China und Rom im 15. Jahrhundert habe floriert, und feine Seide aus China habe unter dem italienischen Adel als kostbarer Schatz gegolten.

Li wies darauf hin, er habe 2018 eine Ausstellung im NMC kuratiert, die den Austausch zwischen China und Italien nachgezeichnet hat und welche Rolle dabei die Seidenstraße spielte. Die damalige Ausstellung namens „Den Orient und Okzident umarmen: Wenn die Seidenstraße auf die Renaissance trifft“ (Embracing the Orient and the Occident: When the Silk Road Meets the Renaissance) schilderte unter anderem, wie der italienische Entdecker Marco Polo nach China kam und die Kultur der Yuan-Dynastie (1279–1368) kennenlernte. Dabei hatte er in der Ausstellung das westliche Gemälde Madonna mit Kind mit der chinesischen Darstellung der Niederkunft der Guanyin verglichen. „So konnten die Besucher nachvollziehen, wie die Seidenstraße den kulturellen Austausch zwischen Ost und West über mehr als 2000 Jahre hinweg gefördert hat“, sagte Li zum Abschluß. „Man sieht, daß die chinesischen Besucher wirklich neugierig auf die italienische Kunst und Kultur sind“, so Ko-Kuratorin Alessandra Griffo.

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