Das cusanische Koinzidenzdenken

Redebeitrag der Vorsitzenden des Schiller-Instituts auf der Jahreskonferenz des Schiller-Instituts im Mai 2001


Es ist mir eine große Freude, über meinen lieben Freund Nikolaus von Kues zu sprechen. An irgendeinem Tag zwischen April und Juni wurde er vor 600 Jahren geboren. Ich möchte Ihnen heute einige der Ideen und Konzepte dieses herrausragenden Genies der Goldenen Renaissance vorstellen, die von ganz großer Bedeutung für diese außerordentliche historische Periode sind. Diese Renaissance, die ihren Höhepunkt im Konzil von Florenz fand, führte zu einer beispiellosen Explosion menschlicher Kreativität und der Überwindung des finsteren Zeitalters des 14. Jahrhunderts.

Deshalb ist es heute drängender als je zuvor, diese Periode, die Umstände ihrer Entwicklung und die Fragen jener Zeit zu studieren.

Ebenso wie während der Epoche des Cusanus hat heute die Frage des Weltfriedens höchste Bedeutung, denn es wüten Kriege in Afrika, dem Nahen Osten, auf dem Balkan; Nationen wie Kolumbien, Indonesien oder Kongo werden von bürgerkriegsähnlichen Konflikten zerrissen. Ein finsteres Zeitalter hat bereits begonnen. Das Menschenbild, das Nikolaus so wunderbar definiert hat, wird heute wieder in den Schmutz gezerrt und der Wert des menschlichen Lebens negiert, wenn die britische Presse heute davon spricht, „Menschen zu keulen“, falls es zu einer weltweiten Seuche unter Menschen in den Dimensionen komme wie bei der Maul- und Klauenseuche unter Tieren. Ungeklärte Fragen in der Medizin wie der Wissenschaft allgemein machen deutlich, daß wie zu Cusanus‘ Zeiten eine wissenschaftliche Revolution nötig ist.

Mehr denn je lautet die existentielle Frage, auf welchen Prinzipien die Beziehungen der internationalen Völkergemeinschaft aufgebaut sein sollen.

Um diese Fragen zu beantworten, sollte man die wichtigsten Konflikte der Menschheit verstehen: den Konflikt nämlich zwischen denjenigen, die am Übergang vom 13. zum 14. Jahrhundert und dann besonders im 15. Jahrhundert – und da insbesondere durch den Beitrag des Cusanus – durch einen grundlegenden Wandel der Weltsicht zum Entstehen des souveränen Nationalstaats beitrugen, und der Gegenseite, die zu den imperialen Strukturen der Zeit davor zurückkehren wollte – so wie die Kräfte der „Globalisierung“ heute. Daß die Globalisierung eine moderne, anglo-amerikanische Variante des Römischen Reiches ist, welche ganze Kontinente ausrottet und die Welt in eine Sklavenplantage zurückverwandelt, das erkennen jetzt immer mehr Menschen.

Aber das Wissen, wie wertvoll das Instrument des souveränen Nationalstaats für die Verteidigung des Gemeinwohls ist und welche enormen Anstrengungen es erforderte, zu den Konzepten der nationalen Souveränität und einer auf dem Völkerrecht basierenden Staatengemeinschaft zu gelangen, wurde von den Nutznießern der Globalisierung, die den Nationalstaat als Wurzel allen Übels verleumden, gründlich ausgemerzt, so daß es fast in Vergessenheit geraten ist.

Ich möchte der Wahrheit wieder zum Recht verhelfen. Ich stimme mit dem verstorbenen genialen Völkerrechtler Baron von der Heydte darin überein, daß diese Idee einer Staatengemeinschaft auf der Grundlage des Völkerrechts ein so integraler Bestandteil der europäischen Kultur ist, daß diese Kultur ohne sie undenkbar ist. Die Globalisierung bedroht direkt die Substanz der europäischen Kultur.

Lassen Sie mich daher zunächst einige der Ideen vorstellen, die in die Gründung des Nationalstaats und einer völkerrechtlich begründeten Staatengemeinschaft mündeten, um dann aufzuzeigen, warum die Werke des Nikolaus von Kues einen qualitativen Sprung in der Tradition aller platonischen Denker vor ihm bedeuteten und warum dieser Durchbruch der Coincidentia oppositorum – der heute, qualitativ bereichert, von Lyndon LaRouche vertreten wird – die notwendige Denkmethode für eine neue Renaissance ist.

Der Weg zum souveränen Staat

Welches waren nun die notwendigen Schritte auf dem Weg zum Nationalstaat?

Das Mittelalter war im wesentlichen von zwei Polen beherrscht, dem Kaisertum und Papsttum, aber trotz ihrer Rivalität einte sie die Vorstellung einer universellen abendländischen Christenheit, und im politischen Denken der Zeit dominierte die philosophische Idee der reductio ad unum, der Reduzierung der Vielheit auf die Einheit. So wird etwa im Königsspiegel des Gottfried von Viterbo (1180) die universelle Idee eines Kaisers mit allen entsprechenden Traditionen treffend entwickelt. Im 10.-12. Jahrhundert gab es zwar auch andere regionale Herrschaftsstrukturen, aber diese können nicht als „Staaten“ bezeichnet werden.

Erst mit den entscheidenden Veränderungen im politischen Denken an der Schwelle vom 13. zum 14. Jahrhundert tauchten Konzepte auf, die schließlich bei Nikolaus von Kues zur Idee des souveränen Nationalstaats führen.

Ende des 13. Jahrhunderts bröckelten die Spitzen der alten hierarchischen Ordnung, d. h. das Kaisertum und die Kirche als weltliche Macht verloren an Einfluß, und die Machtstrukturen auf niedrigerer Ebene wurden gestärkt. Diese erkannten keine übergeordnete Autorität mehr an und nahmen sich zum Beispiel das Recht, über Leben und Tod der Untertanen selbst zu entscheiden.

Die herrschenden Strukturen erreichten also anfangs einen „Status“ = Staat = etat.

Der Infant Peter von Aragon spricht in seinem Fürstenspiegel von 1355 vom „konservativen Status“, und die gleiche Formulierung verwendet Petrarca in einem Brief an Francesco von Carrara über die Verwaltung des Gemeinwesens. Auch englische Autoren benutzen im 14. Jahrhundert das Wort status für „Staat“.

Die einzige Herausforderung für die universelle hierarchische Ordnung des Kaisertums bestand im 10. und 11. Jahrhundert in der Gründung normannischer Königreiche am Rande des Imperiums, in Westfrankreich, England, Sizilien, Rußland und Polen. Sie ignorierten die Machtphilosophie des Imperiums, stützten sich auf eine starke Verwaltung, eine eigene Adelsschicht, Söldnerheere, eine eigene Rechtsprechung sowie eine kohärente Geld- und Handelspolitik. Der normannische Historiker Orderich Vitalis (gest. 1142) geht in seinem Buch nicht davon aus, daß das Römische Imperium im Römischen Reich seiner Zeit fortbestehe, sondern sieht in den Normannen die von der göttlichen Vorsehung auserwählten Träger der welthistorischen Entwicklung. Das waren zwar Entwicklungen am Rande des Reiches, sie blieben aber nicht unbemerkt.

Die beiden Persönlichkeiten, die man nicht so sehr als Propheten, sondern eher als Vordenker des modernen Staates bezeichnen kann, waren Johann von Salisbury (1120–80) und Wilhelm von Auvergne, deren Soziallehre noch auf der Basis der kosmologischen Ordnung argumentierte.

Johann von Salisbury verfaßte den sog. „Policretius“, Über die eitlen Sorgen der Höflinge und den Einfluß der Philosophen, eines der wenigen zeitlosen Werke über die Staatskunst. Allerdings ist auch dort die res publica immer noch eingebettet in die geistliche Hierarchie – ebenso wie in der Schrift des Pariser Bischofs Wilhelm von Auvergne über den Engelsstaat (1235) als Modell für das Gemeinwohl auf Erden. Diese beiden Bücher stellten die erste Gesellschaftstheorie überhaupt dar und waren entscheidend für die neue Staatslehre in Frankreich, wo die Tendenz zum sich entwickelnden Nationalstaat am fortgeschrittensten war.

Die „Policretius“-Lehre, die vom Zisterziensermönch Heliand von Froidemont und Wilhelm von Auvergne gelehrt wurde, beeinflußte dann Gilbert von Tournoi, Thomas von Aquin, Bonaventura sowie Ägidius Colonna in Rom, der die erste moderne Staatstheorie verfaßte. Johann von Salisbury legte den Schwerpunkt auf „politische Gerechtigkeit“, was einen wichtigen Schritt in der Evolution der politischen Theorie darstellte.

Ägidius von Colonna – der Erzieher Philipps des Schönen – sprach als erster von der politischen Theorie als einer eigenständigen Wissenschaft.

Keine höhere Macht auf Erden

Die ersten souveränen Staaten entstanden in England, Frankreich, Spanien und Sizilien:

  • in England unter Heinrich II. Plantagenet (1154–89),
  • in Frankreich unter Ludwig IV. dem Heiligen (1226–70)
  • in Sizilien unter Friedrich II. von Hohenstaufen (1212–50)
  • und in Spanien unter Ferdinand dem Heiligen (1217–52) und seinem Nachfolger Alphons dem Weisen (1252–58).

Die gemeinsamen Merkmale dieser Staaten waren:

  1. ein klar geordnetes Rechtswesen
  2. eine an den Gerichtsbezirken ausgerichtete Landesstruktur
  3. der Vorrang der königlichen Gerichtsbarkeit vor derjenigen des Adels und der Kirche
  4. eine Stärkung des Königshofes; neue Gesetze und Institutionen entstanden stets durch „Kodifizierungen“ im Namen des Königs.

In England, Frankreich und Sizilien existierte parallel zur Rechtsprechung bereits eine geordnete Finanzverwaltung.

Das Resultat dieser Reformen in den vier Staaten England, Frankreich, Spanien und Sizilien war folgendes:

Die Macht über Leben und Tod lag ausschließlich bei der Staatsführung und nicht mehr in der Hand des Adels.

Der Staat war im Innern konsolidiert und erklärte seine Souveränität nach außen, d. h.

  1. Es wurde keine höhere Macht auf Erden anerkannt.
  2. Der König bzw. Kaiser war auf seinem Territorium höchste Machtinstanz.
  3. Das Ziel war eine kohärente Gemeinschaft.

Die Vorstellung, keine höhere Macht auf Erden anzuerkennen, wurde rasch zum „Leitmotiv“ der Veränderung vom 13. zum 14. Jahrhundert und eine der wirksamsten Ideen in der Entwicklung des modernen Europa. Im Kampf zwischen Papst Bonifaz VIII. und König Philip dem Schönen Anfang des 14. Jahrhunderts war dies das Motto der Königspartei. Alphons der Weise von Spanien und Friedrich II. in Sizilien bekannten sich ebenfalls zu dieser Formulierung.

Das Gemeinwohl

Die sich entwickelnde Idee einer nationalen Souveränität brachte zum ersten Mal die Vorstellung, daß der Staat nicht nur dem Interesse des Königs, sondern dem Wohl aller dienen muß.

Einen Schritt in diese Richtung bedeuteten die Schriften Alphons des Weisen, worin es hieß, die Könige als Repräsentanten Gottes müßten dem von ihnen regierten Volk Gerechtigkeit und Wahrheit sichern.

Der Gedanke der souveränen Gleichheit wird erstmals bei dem Philosophen und Dichter Raimund Lull am Ende des 13. Jahrhunderts erwähnt. Er spricht auch von der persona communis, in der Güte, Größe und Stabilität für die Gemeinschaft vereint sind. Für Lull war diese persona communis jedoch noch der Kaiser der Welt, und erst Friedrich II. appelllierte an die Vernunft der Herrscher souveräner, gleichberechtigter Staaten.

Der wirklich revolutionäre Durchbruch erfolgte, als der Philosoph Johann Quidort, ein Dominikaner aus Paris, das Ideal einer Vielheit gleicher, unabhängiger Staaten aufstellte und erklärte, es könne nur Frieden auf der Welt sein, wenn es keinen Kaiser gebe. Nur in einem System, in dem die Staaten nach dem Gesetz gleichberechtigt und auf ihr jeweiliges Territorium begrenzt sind, könne es Frieden und Einheit geben. Denn das Ziel der Weltherrschaft, die bloße Idee, selbst mehr darzustellen als die anderen, führe notwendigerweise zum Unfrieden. Dies stellte einen entscheidenden Schritt in der Evolution des modernen Völkerrechts dar.

Quidorts Schriften waren natürlich Munition im Kampf Frankreichs gegen die päpstlichen Machtansprüche. Der damals sehr berühmte Rechtsanwalt Peter Dubois schrieb 1305–07 in einem Flugblatt:

„Meiner Ansicht nach gibt es kaum eine vernünftige Person, die daran glaubt, in weltlichen Fragen solle es nur einen einzigen Herrscher auf der ganzen Welt geben, der alles regiert und auf den alle Ohren hören; denn strebe man einen solchen Zustand an, gäbe es Kriege, Aufstände und Kämpfe ohne Ende, und niemand könnte sie unterdrücken, weil es zu viele Menschen gibt, die Entfernungen und Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern zu weit und die natürliche Neigung der Menschen zu Widerspruch und Dissonanz zu groß sind.“

In dieser ganzen Periode waren Spannungen zwischen dem Imperium und den entstehenden Staaten ungelöst. Die concordantia disconcordantium war der wesentliche Konflikt dieser Zeit. Die besten Denker und fortschrittlichsten Könige des 13. und 14. Jahrhunderts versuchten vergeblich, diese Spannung zu überwinden.

Der Dichter Dante ist ein Beispiel für LaRouches Argument, schöne Visionen der Dichter seien oft Inspiration für Politiker. Eine solche Vision war sein Werk De monarchia, worin er das Ideal einer Weltgemeinschaft aufstellt, in der die tiefe Sehnsucht nach Frieden erfüllt ist.

Es ist interessant, daß lange bevor dieser Prozeß, den von der Heydte „die Geburtsstunde des modernen Nationalstaates“ nennt, durch seine verschiedenen Geburtswehen hindurchging, Augustinus in seinem Gottesstaat schrieb, daß nur ein schlechter Staat imperialistisch sei

— eine deutliche Anspielung auf das Römische Reich –, wohlmeinenden Menschen hingegen nichts daran gelegen sei, Freude an der Größe ihres Reiches zu empfinden. Denn die Größe erwachse nur aus der Ungerechtigkeit jener, gegen die man gerechte Kriege geführt habe, und das Reich wäre klein, wenn es ruhige und friedliche Nachbarn hätte. Nach Augustinus sind also kleine, kohärente Staaten besser als große, nimmersatte Imperien.

Ein besonders wichtiges Problem stellte für Alphons den Weisen, Lull und Thomas von Aquin die Frage der Gerechtigkeit im Staat dar. Aquin erklärte sogar, Leben in der Gesellschaft könne nicht existieren, wenn nicht jemand an der Spitze stünde, der um das Bonum commune, das Gemeinwohl besorgt ist. Das ist genau das Problem der „Globalisierung“ heute, weil die Leute an der Spitze genau entgegengesetzte Ziele verfolgen, nämlich nicht das Gemeinwohl, sondern die Interessen einer kleinen Gruppe Privilegierter.

Was diese verschiedenen Philosophen, Dichter und Staatstheoretiker, die zu der Idee des Völkerrechts und der nationalen Souveränität beitrugen, inspirierte, war der leidenschaftliche Wunsch nach Frieden, und in der Gerechtigkeit und Liebe sahen sie die Voraussetzung für diesen Frieden.

Besonders heute, wo in vielen Teilen der Welt kein Frieden herrscht, wo die Globalisierung Kriege verursacht und ein weltweites finsteres Zeitalter droht, ist es außerordentlich wichtig zu verstehen, daß es dieser Wunsch nach Frieden war, der am Beginn der Entwicklung zur nationalen Souveränität und des Völkerrechts stand.

Menschenrechte und Gemeinwohl

Der Philosoph, dessen politische Theorie einen großen Entwurf für eine wirksame Friedensordnung auf der Welt bedeutete, der die concordantia disconcordantium löste, war Nikolaus von Kues, der größte Denker des 15. Jahrhunderts. In seiner De concordantia catholica, einer für das Baseler Konzil verfaßten Schrift, liefert er nicht nur im 1. und 2. Buch Ideen für eine Kirchenreform, sondern auch im 3. Buch die Argumentation für die Reform des Heiligen Römischen Reiches. Nikolaus gibt hierin zum ersten Mal den verfassungsrechtlichen Anforderungen an den Herrscher eine konkrete institutionelle Form – ein wesentlicher Schritt hin zum modernen Verfassungsrecht und selbst zum Konzept der Gewaltenteilung.

Völlig neu war seine Idee der natürlichen Freiheit und Gleichheit aller Menschen als Grundlage für deren Teilnahme an der Regierung. Hier haben wir den Beginn der politischen Rechte für alle Menschen!

Nikolaus schreibt in De concordantia catholica: „Da alle von Natur aus frei sind, kann jede Herrschaft – ob sie in einem geschriebenen Gesetz besteht oder in einem lebenden Gesetz in Person des Fürsten – … nur aus der Übereinkunft und Zustimmung der Regierten bestehen. Denn wenn Menschen von Natur aus gleich mächtig und gleich frei sind, kann die richtig geordnete Autorität eines ihnen an Macht gleichen gemeinsamen Herrschers nur durch die Wahl und Zustimmung der anderen begründet werden, und auch das Recht ist durch Zustimmung begründet.“

Daß der Herrscher und die Beherrschten gleich und gleich frei sind, war eine absolut revolutionäre Idee. An einer anderen Stelle sagt Nikolaus sogar, daß etwas, was für den Deutschen wahr sei, auch für den Äthiopier gelte! Nikolaus dachte tatsächlich an die Menschenrechte als universelles Prinzip.

Im 3. Buch schreibt er: „Natürliche Gesetze stehen vor jeder menschlichen Überlegung und liefern alle ihre Prinzipien. Als allererstes zielt die Natur darauf ab, allen Tierarten ihre physische Existenz und ihr Leben zu wahren, indem sie vermeidet, was ihm schaden könnte und sichert, was dafür notwendig ist… Denn die erste Voraussetzung des Wesens ist, daß es existiert.“

Schriebe man eine neue Verfassung für eine Weltordnung souveräner Nationalstaaten, so könnte man diese Definition völlig unverändert übernehmen! Das Recht auf Existenz ist das erste Menschenrecht!

Nikolaus fährt fort: „Aber die Menschen sind von Anfang an mit Vernunft ausgestattet, was sie von den Tieren unterscheidet. Sie wissen durch die Existenz ihrer Vernunft, daß Vereinigung und Teilen

äußerst nützlich sind – ja sogar notwendig für ihren Selbsterhalt und zur Erreichung des Zweckes der menschlichen Existenz.“

Und so folgert Cusanus: „Menschen haben Städte gebaut und Gesetze angenommen, um Einheit und Harmonie zu bewahren, und sie setzten Wächter dieser Gesetze ein, welche die Macht haben, für das Gemeinwohl zu sorgen.“

Anschließend definiert Nikolaus sehr klar das Prinzip, das den souveränen Nationalstaat von den vorhergehenden, oligarchischen Gesellschaftsformen abgrenzt, daß nämlich die Sorge für das Gemeinwohl, der alle oder die Mehrheit der Menschen zustimmen, die einzige Legitimierung der Macht darstellt:

„Alle legitime Autorität erwächst aus gewählter Konkordanz und freiwilliger Unterwerfung. Es gibt durch die gemeinsame, gleiche Geburt und die gleichen natürlichen Rechte aller Menschen im Volk einen göttlichen Samen, so daß alle Autorität – die von Gott kommt wie der Mensch selbst – als göttlich anerkannt wird, wenn sie aus der gemeinsamen Zustimmung der Regierten erwächst. Wer als Repräsentant des Willens aller in die Macht eingesetzt wird, den kann man als Person der Öffentlichkeit oder Gemeinschaft bezeichnen, als Vater aller, der in einer rechtsmäßig und gesetzmäßig gegründeten Regierung ohne den Hochmut des Stolzes herrscht.

Indem man in ihm sozusagen das Geschöpf aller seiner Untertanen als Gesamtheit sieht, lasse man ihn jedoch handeln als den Vater ihrer aller als Individuen. Dies ist der göttlich bestimmte Familienstand der auf dauerhafte Harmonie gegründeten geistigen Verbindung, durch die ein Gemeinwesen am besten in der Fülle des Friedens auf die Güte des ewigen Glückes hingeführt wird.“

Die Legitimität der Regierung leitet sich also nicht nur von der Ausrichtung am Gemeinwohl her, sondern der Herrscher ist gleichzeitig aufgefordert, gegenüber jedem einzelnen wie ein Vater zu handeln, was offensichtlich Liebe erfordert.

Danach definiert Nikolaus das repräsentative System, in welchem der gewählte Volksvertreter in eine reziproke rechtliche Beziehung zu Regierung und Regierten tritt:

„Zu diesem Zweck (dem Gemeinwohl) sollten für den Herrscher die Qualifiziertesten unter seinen Untertanen aus allen Teilen seines Herrschaftsgebiets ausgewählt werden, damit sie täglich mit ihm Rat halten. Diese Räte sollten alle Bewohner des Herrschaftsgebiets vertreten… Diese Räte sollten beständig das Wohl der Öffentlichkeit, die sie vertreten, verteidigen, Ratschläge geben und als das geeignete Mittel dienen, über das der König seine Untertanen regieren und beeinflussen kann und die Untertanen bei geeigneter Gelegenheit umgekehrt ihn beeinflussen können. Die große Stärke des Königreichs kommt aus diesem täglichen Rat. Die Räte sollten zu dieser Aufgabe in einer allgemeinen Versammlung des Königreichs per Übereinstimmung ernannt werden, und sie sollten durch einen öffentlichen Eid rechtlich gebunden sein, offen für das allgemeine Wohl zu sprechen.“

Nikolaus schrieb dieses bahnbrechende Werk 1433, und es dauerte noch 343 Jahre, bis diese Ideen eines repräsentativen Systems als einziger Möglichkeit, die unveräußerlichen Rechte des einzelnen in der Praxis zu schützen, in der Unabhängigkeitserklärung und Verfassung der USA formuliert wurden.

Aber dies ist nur sein erstes bedeutendes Werk, seine größten Durchbrüche sollten erst später kommen.

Nikolaus und die italienische Renaissance

Es ist sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht definitiv belegt, daß Nikolaus von den Brüdern vom Gemeinsamen Leben erzogen wurde. Genaueres wissen wir jedoch über seine Beziehung zu den führenden Kreisen der italienischen Renaissance, die ihn beeinflußten, so wie umgekehrt seine bahnbrechende philosophische Methode – die einerseits in der platonischen Tradition wurzelte, andererseits der historischen Entwicklung philosophischen Denkens eine spektakuläre neue Dimension hinzufügte – wiederum die besten Philosophen, Staatsmänner und Päpste inspirierte.

Nikolaus studierte von 1417–23, im Alter von 16–22 Jahren, in Padua. Schon hier kam er in persönlichen Kontakt mit Vertretern der wertvollsten Tradition der europäischen Zivilisation, die in Italien mit Dante, Petrarca und Boccaccio ihren Ausdruck fand. Diese hatten der dogmatischen Scholastik, die damals zum großen Teil das akademische Leben in Europa dominierte, den Krieg erklärt, indem sie bewußt Platon und das klassische griechische Denken wiederbelebten.

Petrarca zeigte auf, daß Platons Lehre mit dem Christentum übereinstimmte, die des Aristoteles hingegen nicht. Er wandte sich auch gegen den Einfluß des Averroes. Coluccio Salutati, der Petrarca noch persönlich gekannt hatte und wie alle Humanisten ein begeisterter Sammler von Handschriften war, wurde 1375 – dem Todesjahr Boccaccios – Kanzler von Florenz und blieb dies bis 1406. Leonardo Bruni, der mehrere Schriften Platons übersetzte und ab 1427 Kanzler war, sowie Poggio Bracciolini, der 1415–22 dieses Amt innehatte, waren Schüler Salutatis und führten die platonische, anti-aristotelische Tradition fort. Bracciolini kannte Cosimo de Medici seit dem Konzil von Konstanz, wo er sich auch mit Nikolaus anfreundete.

Während seines Studiums in Padua lernte Nikolaus Giuliano Cesarini, Ambrogio Traversari und Aeneas Sylvius Piccolomini, den späteren Papst Pius II., kennen und schätzen, die alle in der gleichen Tradition Dantes, Petrarcas und Boccaccios standen.

Eine andere lebenslange Freundschaft schloß Nikolaus in Padua mit Paolo del Pozzo Toscanelli (1397–1482). Toscanelli verfaßte jenen berühmten Brief an Martin de Moriz mit dem Inhalt, man könne China und Indien auf dem Seeweg nach Westen erreichen, auf den sich Kolumbus stützte und der zu seiner Entdeckung Amerikas führte. Über Toscanelli kam Nikolaus auch in engen Kontakt mit den berühmten Künstlern Leon Battista Alberti und Filippo Brunelleschi.

Die Platon- und Aristoteles-Übersetzungen von Bruni, Traversari und anderen entfachten tiefgehende Debatten über das Gute, den Wert der Dichtung, über die Natur der menschlichen Gemeinschaft. In diesem geistigen Umfeld betrieb Nikolaus seine Studien in Padua, welche er dann in seiner Concordantia catholica auf eine noch höhere Ebene hob.

Die Verbindung zu den griechischen Platonikern

Ab 1437 übernahm Nikolaus dank der Vermittlung seines Freundes Cesarini wichtige kirchliche Funktionen im Umfeld des Papstes, und von diesem Augenblick an war seine historische Bedeutung mit jener der Renaissancepäpste und der kulturellen Renaissance aufs engste verknüpft. Schon 1437 reiste Nikolaus nach Byzanz, wo er nicht nur seine diplomatische Mission erfüllte, die 700köpfige Delegation der orthodoxen Kirche, einschließlich des Kaisers und des Patriarchen, zum Konzil nach Ferrara/Florenz zu begleiten, sondern auch auf die Handschriften stieß, die nachwiesen, daß die Formulierung des filioque – daß der hl. Geist gleichermaßen vom Vater und vom Sohn ausgeht – schon bei den frühen Konzilen Teil des Credo (Glaubensbekenntnis) war. Dieser Nachweis spielte bei dem Konzil von Ferrara/Florenz für die Einigung der Kirche eine sehr wichtige Rolle.

Nikolaus hatte engen Kontakt zu dem 83jährigen Georgios Gemistos Plethon, der den byzantinischen Kaiser als Berater begleitete. Plethon kannte sämtliche Werke Platons und Proklos‘ Kommentare, und als der große Staatsmann, der er war, wollte er in Griechenland eine Renaissance auf der Grundlage von Platon schaffen. 1439 schrieb Plethon während seines Aufenthalts in Florenz eine scharfe Kritik des Aristoteles. Dieser habe die platonischen Ideen mißverstanden, er leugne die Schöpfung Gottes und die Existenz der göttlichen Vorsehung ebenso wie die Unsterblichkeit der Seele, er unterhöhle die Ethik und seine ganze Theorie sei mit dem Christentum unvereinbar.

Plethon und der Erzbischof von Nikäa, Bessarion, der sich ebenfalls polemisch gegen Aristoteles wandte, lösten in Ferrara und Florenz eine wahre Platon-Begeisterung aus. Vor allem der berühmte Arzt Ugo Benzi aus Siena, der während Nikolaus‘ Aufenthalt in Padua lehrte, löste diese Debatten aus. Cesarini, dem Nikolaus die Docta ignorantia widmete, war Gastgeber vieler solcher Vorträge über Platon, was einen der Zuhörer, Cosimo de Medici, so sehr begeisterte, daß er in Florenz eine neue Platonische Akademie gründete und Plethon damit beauftragte, sämtliche Werke Platons zu übersetzen.

Nikolaus stand auch persönlich in Verbindung mit Cosimo de Medici sowie dem Leibarzt Lorenzo de Medicis, Petrus Leonius Pierleoni aus Spoleto, der die Schriften des Cusanus sammelte und verbreitete.

Noch ein paar weitere Beispiele dafür, in welcher geistigen und kulturellen Umgebung Nikolaus arbeitete: Er stand in engem Kontakt mit Tommaso Parentucelli, dem späteren Papst Nikolaus V. und Gründer der Vatikanischen Bibliothek, und mit dem späteren Papst Pius II., Enea Silvio Piccolomini, sowie mit Niccolo Albergati. Er sah und studierte die Werke von Alberti, Fra Angelico, Donatello, Piero della Francesca und Paolo Uccello. Uccello vollendete 1430 seine Fresken in der Kirche S. Maria Novella, wo Masaccio 1427 sein perspektivisches Trinitätsfresko fertiggestellt hatte.

Piero della Francesca hielt sich seit 1439 in Florenz auf. Ghiberti schuf dort die Bronzetür des Baptisteriums und seine berühmte Paradiestür. Brunelleschi hatte 1417 das erste Modell der Domkuppel erstellt, der Bau wurde 1437 vollendet. 1421 schuf er die Bauten der Kirche San Lorenzo und Santo Spirito und der Pazzi-Kapelle.

Da die italienische und besonders die Florentiner Renaissance ein ausgezeichnetes Vorbild dafür ist, wie eine Zivilisation ein finsteres Zeitalter überwinden kann, ist es sinnvoll, sich noch einmal zu veranschaulichen, wie die verschiedenen Einflüsse zusammenkamen: Dante, Petrarca und Boccaccio setzten die Grundlagen, und mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts schufen einige große Künstler und Philosophen eine neue humanistische Bewegung. Aber erst das Konzil von Ferrara und Florenz und dort vor allem der Kontakt mit den griechischen platonischen Gelehrten gaben dieser Bewegung den entscheidenden Antrieb.

Die Koinzidenzphilosophie

In diesem Umfeld gelang Nikolaus von Kues der große konzeptionelle Durchbruch. Er selbst berichtet, er habe auf dem Rückweg von Konstantinopel 1437–38 eine Eingebung gehabt, dank derer er alle Fragen in einem ganz anderen Licht sehen konnte.

Diese Eingebung war seine einzigartige Philosophie der Koinzidenz. Er betonte selbst häufig, er lehre, was vorher noch niemand gedacht hatte. Kein Philosoph vor ihm habe diese Denkmethode des „In-eins-Fallen der Gegensätze“ erkannt. Aristoteles hatte die Idee verkündet, sich widersprechende Aussagen könnten nicht gleichzeitig wahr sein. In einem Brief vom 14. 9. 1453 schreibt Nikolaus, das Nichtzulassen widersprüchlicher Aussagen sei das gemeinsame Axiom der gesamten bisherigen Philosophie, Aristoteles habe dies nur am explizitesten ausgedrückt. Alle Philosophen hätten versagt, mit der einzigen teilweisen Ausnahme des „großen Dionysius“, der an einigen Stellen in die Nähe dieser Idee gerückt sei.

Faßt man alle Angriffe von Nikolaus auf Aristoteles zusammen, so bleibt von jenem nicht mehr allzuviel übrig. Aristoteles, der absolute Herrscher über die Lehre der Scholastiker an den großen damaligen Universitäten, wird demontiert und entlarvt als Denker, der die falsche Methode hat, nichts findet, obwohl er rastlos hin- und herrennt, der unfähig ist, die platonischen Ideen zu verstehen.

In der Apologia doctae ignorantiae, einer Verteidigungsschrift der Docta ignorantia gegen den Heidelberger Professor Johannes Wenck, der ihm Pantheismus, Häresie und Verwirrung vorwarf, schreibt Nikolaus:

„Jetzt hat vor allem die aristotelische Richtung Geltung, die die Koinzidenz der Gegensätze, welche man anerkennen muß, um den Aufstieg zur mystischen Theologie zu finden, für eine Häresie hält.* Den in dieser Schule ausgebildeten scheint der Weg vollkommen unsinnig zu sein. Er wird als ein ihren Absichten entgegengesetzter völlig abgelehnt. Daher käme es einem Wunder gleich – ebenso wie es eine Umwandlung der Schule wäre –, wenn sie von Aristoteles abließen und höher gelangten.“

Dann zitiert er Philo bei Hieronymus, wonach das logische, aristotelische Denken im Grunde genommen nicht höher stünde als die Ratio der Tiere, denn alle verständigen Wesen seien in der Lage, Schlüsse zu ziehen.

„Der methodische Gang ist notwendigerweise zwischen dem Ausgangspunkt und Zielpunkt begrenzt, und diese einander entgegengesetzten Gegensätze nennen wir kontradiktorisch.

Daher sind die Zielgrenzen für das methodisch vorgehende Denken entgegengesetzt und getrennt. Davon sind auf der Ebene des Verstandes die Extreme getrennt wie im Wesenssinn des Kreises, der besagt, daß der Mittelpunkt mit dem Umkreis nicht zusammenfallen kann, weil die Entfernung von Mittelpunkt und Umkreis stets gleich ist.

Aber auf der Ebene des vernünftigen Geistes, der sieht, daß in der Einheit die Zahl und im Punkt die Linie und im Zentrum der Kreis eingefaltet ist, wird das Zusammenfallen von Einheit und Vielheit, Punkt und Linie, Zentrum und Umkreis in der Schau des Geistes ohne methodisches Hin und Her erreicht: Das kannst Du in den Büchern De coniecturis sehen, wo ich dargelegt habe, daß Gott sogar über dem Zusammenfall der kontradiktorischen Gegensätze steht, da er nach Dionysius der Gegensatz der Gegensätze ist.“

Es ist nicht gerade respektvoll, wenn Nikolaus vom „methodischen Hin und Her“ der Aristoteliker spricht. Und was hält er von ihren Absichten?

„Nach diesen Worten mahnte mich der Meister, zu beachten, daß die wissende Unwissenheit einem hohen Turme gleich jeden zur Schau erhebe. ,Denn wer dort oben steht, übersieht alles, was der unten über das Feld Schweifende auf verschiedenen Wegen nach Spuren forschend sucht; er erblickt auch, in wieweit der Suchende sich dem Gesuchten nähert oder entfernt. So urteilt die wissende Unwissenheit, die aus der Höhe des vernünftigen Geistes stammt, über den methodischen Gang der verständigen Denkbewegung.‘“

Die Metapher vom Turm, in dem die Vernunft sich ihrer selbst bewußt ist, des Suchenden und Gesuchten, ist ein pädagogisches Mittel, um dem Geist zu helfen, von einem erhabenen Standpunkt von oben her zu denken.

Eine andere Metapher verwendet er in De beryllo: die Idee der Koinzidenz als einer Brille, durch die man sehen kann, was vorher unsichtbar war. Das Koinzidenzdenken ist nicht Objekt des Denkens, es ist eine Methode des Denkens.

In De beryllo beschreibt Nikolaus die Sinneswelt als ein Buch, das so für uns geschrieben, ja eigens für uns geschaffen ist, daß wir es von der Art und Weise unseres Denkens verstehen können. Hier entwickelt Nikolaus einen wahrhaft subjektiven Begriff des kognitiven Denkens.

Schon vor Nikolaus hatten einige andere Denker die Idee einer Einheit konzipiert, die vor allen widersprüchlichen Aussagen existiert. Was den Gedanken der Koinzidenz und die Metapher des Berylls als Brille davon unterscheiden, ist, daß die sich widersprechenden Wesensgründe in einer grundsätzlichen Verbundenheit koexistieren, bevor sie sich in ihre Differenzierung trennen.

Hat man den Beryll, sieht man die Gegensätze in principio convexio, bevor sie in ihrer Dualität existieren.

Im Rechteck fallen das Maximum des spitzen Winkels und das Minimum des stumpfen Winkels in eins zusammen; bevor sie sich in ihre Widersprüchlichkeit teilen, sind sie im Rechteck vereint.

Cusanus „Evolutionstheorie von oben“

Wie wir sehen werden, sind dies keineswegs nur akademische Übungen, sondern Nikolaus entwickelt hier eine Denkmethode, die von allerhöchster Bedeutung für die Lösung politischer und religiöser Probleme ist. Und weil Aristoteles keinen Beryll hat, kann er nicht richtig denken!

In De beryllo verschärft Nikolaus seine Angriffe gegen Aristoteles. Dieser habe zwar über ein sog. drittes Prinzip des natürlichen Geschehens gesprochen – die steresis, privatio oder „Beraubung“. Aber dies sei nur ein leeres Konstrukt, das nichts wirklich erklären könne, sondern nur die Abwesenheit von etwas. Nach dieser wertlosen Erklärung sei Aristoteles dann in seiner wissenschaftlichen Forschung steckengeblieben. Nikolaus schließt daraus, daß Aristoteles für die zeitgenössische wissenschaftliche Forschung keine Relevanz mehr habe.

Aber der Koinzidenzgedanke beinhaltet auch ein ganz bestimmtes Konzept für die Evolution des Universums, weil er dessen Einheit betont. Im fundamentalen Unterschied zu Gott als absoluter Einheit und Größe (maximitas) ist die unitas universi eine zusammengezogene Vielheit (unitas contracta), die Inkarnation der vereinten Vielheit (maximum contractum).

In diesem Universum existiert eine hierarchische Ordnung höherer und niederer Gattungswesen mit jeweils zahlreichen individuellen Differenzierungen, die aber dennoch durch einen „Gattungssprung“ absolut voneinander getrennt sind. So sagt Nikolaus zum Beispiel, kein Tier könne (aus sich heraus) vernünftig werden. Aber wenn es derart erziehbar wäre (capax), daß es Einsicht in die Einsicht des Menschen gewänne und dies durch seine Handlungen bewiese, sei es kein Tier mehr (Cribatio Alcheron III, 10).

Nikolaus sagt weiter, kein Individuum irgendeiner Gattung habe seine maximale Vervollkommungsfähigkeit erreicht, solange es nicht mehr ist als ein Individuum seiner Art. Für den Menschen bedeutet dies, daß er von der geistigen Natur „emporgerissen“ und mit ihr vermischt wird. Entsprechend sei die Beziehung des Anorganischen zur Pflanze sowie die der Pflanze zum Tier. Das Potential der niedrigeren Gattungen wird erst dann voll ausgeschöpft, wenn es in ein höheres Seinsprinzip geführt wird.

Das eigentlich Faszinierende daran ist, daß dieses „biogenetische Evolutionsgesetz“, wie es der verstorbene Professor Haubst nannte, das cusanische „Maximierungsprinzip“, nicht von unten nach oben wirkt. Die Evolution fängt eben nicht mit den primitivsten Formen an und differenziert sich dann immer weiter, so wie es die heutige mechanistische Evolutionstheorie sagt, sondern sie vollzieht sich von oben. In De mente entwickelt Nikolaus den Gedanken, daß das Wissen Gottes nur nach unten in die Natur des Geistes und weiter in der Stufenordnung der Dinge nur durch den Geist herabsteigt. Mens ist das Bild Gottes, aber gleichzeitig auch das Urbild aller aufeinanderfolgenden Geschöpfe.

Dies setzt den Menschen in eine außergewöhnliche Position im Universum: der schaffende Geist (Gott) hat nur einen Zugang zur Welt, den menschlichen Geist! Wir haben es hier nicht nur mit einer Erkenntnistheorie zu tun, sondern einer Lehre von der Welterschaffung, der Genesis, in der die menschliche Vernunft eine unersetzliche Vermittlungsrolle einnimmt! Die gleiche Idee drückt Lyndon LaRouche aus, wenn er sagt, das Universum „gehorcht“ der Erkenntniskraft der menschlichen Vernunft!

Professor Haubst interpretiert Nikolaus von Kues sogar so weit, daß nach Nikolaus das Universum seine Erfüllung in der Bestimmung des Menschen findet. In diesem Sinn ist der Mensch unersetzlich. Ohne den Menschen wäre das Univerum nur ein Torso. Soll das Universum also nicht irgendwann einfach nur so aufhören zu existieren, kann seine sinnliche Bestimmung und Perfektion nur in der göttlich-schöpferischen Aktivität des menschlichen Geistes liegen.

In De mente schreibt Nikolaus, die Zahl sei das Zusammentreffen von Einheit und Vielheit. Wir sehen also, daß er den Koinzidenzgedanken nicht auf theologische Fragen beschränkt. Diese Zahlen sind gesetzgebend (konstituierend), weil der Geist die Welt zahlenartig geschaffen hat, wie ein Komponist seine Komposition. Es ist der Geist als Geist, der die Zahl und alles andere schafft. Die Welt ist die Musik des ewigen Geistes, der die Proportionen und damit die Schönheit der weltlichen Dinge verursacht. Wir erkennen hier eine Idee, die wir später bei Kepler wiederfinden.

In De mente entwickelt Nikolaus die unendliche Perfektibilität des Geistes, der durch die Schaffung von Begriffen Ordnung in die Welt bringt und auf diese Weise die Gesetzmäßigkeit seines eigenen Erkenntnisprozesses herausfindet.

Wie ich es oben beschrieben habe, ist diese Methode des „Denkens von oben“ aus der Sicht der coincidentia oppositorum ein universelles methodisches Konzept, das auf alle Aspekte des Lebens anwendbar ist. Die weitgehendste Diskussion dieser Idee finden wir in De visione Dei. Dieses Buch schrieb Nikolaus für die Mönche des Klosters am Tegernsee, mit denen er befreundet war, und man merkt ihm an, daß er sich dort am freiesten fühlte, seine innersten Gedanken auszudrücken. Das Büchlein gehörte schon im 15. Jahrhundert zu den meistgelesenen seiner Schriften. Es erinnert mich sehr an die geistigen Übungen von Papst Johannes Paul II., wie sie von Kardinal François Xavier Nguyen van Thuan beschrieben werden. Es beschäftigt sich hauptsächlich mit der Frage, wie man den Geist darin üben kann, von der Ebene der höchsten Wahrheit aus zu denken, von einer Position jenseits „der Mauer der coincidentia oppositorum“.

Frieden im Glauben

Komplementär zu De visione Dei ist ein anderes Buch von ihm zu sehen, das er im selben Jahr 1453 verfaßte, und an dem man erkennt, daß der Koinzidenzgedanke keine (im heutigen Sinn verstandene)

mystische, esoterische Schwärmerei ist, sondern dramatische politische Implikationen hat. Am 29. Mai 1453 hatte Sultan Mohammed II., genannt „der Eroberer“, seinen spektakulärsten Erfolg: die Einnahme Konstantinopels.

Im Westen sah man ihn als allergrößte Gefahr an. Der Humanist Enea Silvio schrieb an Papst Nikolaus V., seine Hand zittere beim Schreiben dieser Worte, und er könne vor Schmerz nicht sprechen: „Was für ein Unglück für die Christenheit!“ Der Brunnen der Musen sei ausgetrocknet, dies bedeute für Homer und Platon einen zweiten Tod. Auf die Berichte über die Ereignisse in Konstantinopel reagierte man voller Schrecken. Ich zitiere aus einer Beschreibung des Cusanus-Forschers Erich Meuthen:

„Zunächst: Entsetzen über das Gemetzel. Das Bild des Westens vom Türken war gemacht als grelles Gemisch aus Blutdurst, viehischer Grausamkeit und Perversion. Die Berichte aus Konstantinopel entsprachen dem, dessen man ohnehin gewiß zu sein glaubte, ja, es ließ sich steigern: Das Blut sei über den Boden geflutet, als hätte es geregnet; wie Wasser durch die Gassen, so sei nun das Blut geflossen. Kinder werden vor den Augen ihrer Eltern getötet, edle Männer wie Tiere abgeschlachtet, Priester zerfleischt, Mönche zu Tode gefoltert, heilige Jungfrauen geschändet, Mütter und Töchter entehrt. Von Mehmed, dem Eroberer wird erzählt, daß er in der Siegesnacht die Kaisertochter in sein Bett zwingt. Er will sie zum Islam bekehren. Sie bleibt standhaft. Nun schleppt er sie in die Hagia Sophia vor eine Muttergottesstatue, die als Block für Hinrichtungen dient. Er zeigt ihr, wie man den Christen hier die Köpfe abhaut, reißt ihr die Kleider vom Leibe und läßt das Mädchen auf der Muttergottesstatue köpfen; das Haupt schickt er dem Bruder Konstantins. Menschen- und Gottesschändung in einem. Die Kirchen werden verwüstet, Altäre profanisiert, Reliquien in alle Winde zerstreut, das Allerheiligste entweiht.“

Das war im 15. Jahrhundert, aber es geschieht heute genauso, im Nahen Osten, in Afrika, auf dem Balkan und in vielen anderen Teilen der Welt. Papst Johannes Paul II. hat gerade seine wahrhaft historische Mission in den Nahen Osten angetreten. Vor zwei Tagen hat er offiziell um Vergebung für die Verbrechen und Grausamkeiten der Kreuzritter im 13. Jahrhundert gebeten, was ich für eine wahrhaft noble Geste halte. Gegen das, was Bush und Scharon tun, ist der Papst auf einer beinahe persönlichen Mission, um dem Nahen Osten Frieden zu bringen und zu versuchen, die schreckliche Kriegsgefahr, deren er sich völlig bewußt ist, zu überwinden. Heute wird er die Moschee mit dem Grab Johannes des Täufers besuchen, und es wird das erste Mal sein, daß ein Papst eine Moschee besucht.

Wir haben es hier also nicht mit theoretischen, akademischen Dingen zu tun, die viele Jahrhunderte weit weg liegen, sondern alles dies hat höchste politische Bedeutung, wenn wir Frieden erreichen wollen.

Moderne Historiker widersprechen den Schreckensberichten der Zeit und erklären, Mohammed II. habe die Stadt nicht zerstören wollen, sondern im Gegenteil öffentliche Gebäude wiederaufgebaut, er habe Moslems, Juden und Christen wieder in die Stadt hereingeholt und Wissenschaften und Künste gefördert. Aber auch wenn das die historische Wahrheit ist, war zu jener Zeit das Bild, das man im Westen von ihm hatte, so wie eben beschrieben.

Umso erstaunlicher ist es, welche erhabenen Gedanken Nikolaus in seinem unter dem Eindruck dieser furchtbaren Schilderungen verfaßten De pace fidei vorstellt.

Nikolaus beginnt De pace fidei mit folgenden Worten:

„Die Kunde von den Grausamkeiten, die kürzlich in Konstantinopel vom Türkenkönig verübt worden sind und jetzt bekannt wurden, hat einen Mann, der jene Gebiete einstmals sah (offensichtlich meint Nikolaus hier sich selbst), so mit Inbrunst zu Gott erfüllt, daß er unter vielen Seufzern den Schöpfer aller Dinge bat, er möge die Verfolgung, welche wegen der verschiedenen Religionsausübung mehr denn je wütete, in seiner Güte mildern. Da geschah es, daß dem ergriffenen Mann nach einigen Tagen – wohl aufgrund der täglich fortgesetzten Betrachtung – eine Schau zuteil wurde, aus der er entnahm, daß es möglich sei, durch die Erfahrung weniger Weiser, die mit all den verschiedenen Gewohnheiten, welche in den Religionen über den Erdkreis hin wohl vertraut sind, eine einzige und glückliche Einheit zu finden, und durch diese auf geeignetem und wahrem Weg einen ewigen Frieden in der Religion zu bilden.“

Er läßt dann Vertreter von 17 Religionen und Ländern einen Dialog mit dem „Wort Gottes“ führen und um Hilfe bitten, weil: „Deinetwegen nämlich, den allein sie in alledem, was sie alle anzubeten scheinen, tobt dieser Streit.“

Interessant ist, daß Nikolaus den Dialog mit einer illusionslosen Beschreibung der oligarchischen Machtstrukturen seiner Zeit einleitet. Man müsse bedenken, schreibt er, daß die meisten Menschen gezwungen seien, ihr Leben in Not und unter großen Mühen zu fristen. Noch dazu lebten sie in knechtischer Abhängigkeit von ihren Herrschern. Deshalb hätten die wenigsten Menschen genug Muße, ihren freien Willen wirklich zu gebrauchen und aus sich selbst heraus zur Ebene des schöpferischen Denkens zu gelangen. Die Sorge um das physische Überleben und die Dienste, die sie verrichten müßten, lenkten sie zu sehr ab. Deshalb suchten sie nicht nach dem versteckten Gott. Wenn aber eine Vereinigung weiser Männer aller Religionen zusammenkäme, wäre es „leicht“, eine Lösung zu finden.

Die Herangehensweise, die Nikolaus im folgenden entwickelt, spiegelt deutlich die „Vision von oben“. Der Religionskrieg sei auf einige bisher noch nicht erkannte Mängel im Selbstverständnis der Religionen zurückzuführen, sagt er. Ein Fehler bestehe darin, nicht zwischen dem Propheten und Gott selbst zu unterscheiden, der zweite darin, alte Traditionen mit Wahrheit zu verwechseln. Die Unterschiede lägen also nur in den Riten und nicht in ihrem Wesen.

Die wahre Religion

Der älteste an der Diskussion beteiligte Philosoph, ein Grieche, fragt nun: Aber wie sollen wir die Mannigfaltigkeit der Religionen zu einer Einheit bringen; unsere Völker haben ihre Religion mit ihrem Blut verteidigt, sie werden kaum gewillt sein, eine neue einheitliche Religion anzunehmen.

Darauf antwortete das Wort Gottes, man solle keine neue Religion einführen. Aber man müsse sich selbst verstehen und dann den Völkern zeigen, daß die wahre Religion vor allen anderen Religionen ist.

Da das Wort Gottes die Weisen als Philosophen anspricht, die alle darin übereinstimmen, daß es nur eine Weisheit gibt, und nicht als Vertreter der verschiedenen Religionen, kann es sie auf einer anderen Ebene erreichen.

Die friedensbringende neue Einheit der Religionen ist kein neuer, synthetischer Glaube, sondern liegt in dem, was die Vernunft allen sagt, die ihrer Voraussetzungen bewußt geworden sind.

So reagiert der griechische Philosoph enthusiastisch auf den spiritus rationalis, der zu allen wunderbaren Künsten fähig sei, und es folgt eine Hymne auf die Vervollkommnungsfähigkeit des menschlichen Geistes. Wenn dieser Geist auf Weisheit hin orientiert sei, gelange er immer näher an diese heran. Wir erreichen zwar niemals die absolute Weisheit, aber wir nähern uns ihr immer mehr an. Sie schmeckt uns süß wie Götternektar.

Die Einheit ist also garantiert, wenn der Geist nach Weisheit strebt und Wahrheit als vorrangig und grundlegend erkannt wird. Dann vermittelt die Teilhabe zwischen dem Einen und dem Vielen. Manchmal ist eine große Katastrophe notwendig – wie der Eindruck des Falls von Konstantinopel im Westen damals oder gegenwärtig die drohende Aussicht eines großen Kriegs im Nahen Osten –, die die Menschen zwingt, ernsthaft über eine Alternative nachzudenken. Wenn dann gefordert wird, dieser Alternative zu folgen, und weise Männer und Frauen die Initiative ergreifen, läßt sich die Katastrophe vielleicht vermeiden.

In De docta ignorantia spricht Nikolaus vom spiritus universorum, dem Geist der Universalität, der in jedem Teil der Schöpfung wirkt. Religionen, Nationen oder Völker sind Elemente der Differenzierung, aber die Totalität, d. h. das Universum als vollkommenster Ausdruck der Ordnung ist die Voraussetzung für alles, so daß „alles in allem sein kann“: Quodlibet in quolibet, lautet Nikolaus‘ berühmte Formulierung.

Für die politische Ordnung bedeutet dies, daß man die Vielheit der Völker integrieren kann, ohne ihre spezifische Identität zu verletzen, weil die Gesamtheit der Ordnung bereits vorgegeben ist.

Mikrokosmos und Makrokosmos

Eine weitere Einsicht in die Beziehung zwischen dem Einen und dem Vielen liegt in der Vorstellung, daß jeder Mensch ein Mikrokosmos ist, was heißt, daß er nicht nur einen Platz im Universum hat, dem Makrokosmos der anderen Wesen, sondern daß er den gesamten Kosmos in komplexer, eingefalteter Weise in sich enthält. Daher verkörpert jeder Mensch das ganze Universum im Kleinen.

Deshalb kann eine Friedensordnung nicht auf beliebigen zweitrangigen Erwägungen beruhen, sondern hat nur Bestand, wenn jeder Mikrokosmos sein ganzes Potential vollständig zu entwickeln die Chance hat, was wiederum nur möglich ist, wenn alle Mikrokosmen sich auf maximale Art und Weise entfalten können. Dies hat enorme Implikationen für die Beziehungen zwischen Menschen, zwischen Nationen und Völkern. Eine Friedensordnung souveräner Nationen ist nur möglich, wenn jede Nation sich in der bestmöglichen Weise entwickeln kann, d. h. bestmöglich für das Gemeinwohl ihrer Bürger sorgen kann, was Wohlstand für alle bedeutet und Förderung ihrer Talente. Nur wenn jeder Mikrokosmos versteht, daß es in seinem ureigensten Interesse ist, wenn sich alle anderen Mikroskosmen so gut wie möglich entfalten, nur wenn jede Nation und jedes Volk die beste Entwicklung für alle anderen wünscht, kann es Konkordanz im Makrokosmos der Welt als Ganzer geben.

Das ist der Grund dafür, warum „Friedensverhandlungen“, die den Konflikt nur auf jener Ebene des Verständnisses behandeln, die Nikolaus als aristotelisches methodisches Hin und Her bezeichnen würde (es erinnert fast an die sog. „Shuttle-Diplomatie“), scheitern müssen. Man muß mit dem Koinzidenzgedanken beginnen, d. h. man muß sich über die letzten Ziele der Menschheit einig werden: ihre Selbstvervollkommung und Veredelung und der Anstieg des allgemeinen Bevölkerungspotentials als Grundlage der weiteren Existenz zukünftiger Generationen. Dies sind die Voraussetzungen für eine funktionierende Friedensordnung auf der Welt. Heute ist natürlich der Bau der Eurasischen Landbrücke als Grundlage und Eckstein eines weltweiten Wiederaufbaus ein Ausdruck eines solchen letzten Ziels der ganzen Menschheit. Es ist eine Vorbedingung für einen dauerhaften Frieden auf der Welt, daß diese philosophischen Fragen immer am Anfang stehen müssen. Deshalb sind Nikolaus‘ Ideen von den Ideen aller früheren Denker die modernsten, die ich mir vorstellen kann.

Um die Wunden aller gequälten Menschen in Afrika, auf dem Balkan, im Nahen Osten und anderen Teilen der Welt zu heilen, brauchen wir den Fokus auf den spiritus universorum, aber auch den grenzenlosen Kulturoptimismus, der sich zum Beispiel in Nikolaus‘ Predigt zum Epiphaniasfest 1454 in Brixen ausdrückt, die auch treffend eine Hymne auf die Zivilisation genannt wurde. Darin werden die freien und mechanischen Künste und die Wissenschaft als ein großes Geschenk an die Menschheit gefeiert, an welchem alle teilhaben sollen, damit die Entwicklung keines Menschen unnötig verzögert wird.

Nikolaus von Kues war überzeugt davon, daß dies die einzige wahrhaft menschliche Art des Denkens ist. 1459 schrieb er, die menschliche Seele sei aller Andersheit substantiell überlegen. Sie könne alle Andersheit beseitigen, weil sie das nicht-andere Bild von allem habe. Wenn die Seele so denkt, ist sie in der zeitlosen Zeit, tempus intertemporalis. Dies ist es, was LaRouche als „Gleichzeitigkeit der Ewigkeit“ bezeichnet.

Heute ist die Idee einer Gemeinschaft souveräner Nationen auf der Grundlage des Gemeinwohls aller und des internationalen Völkerrechts eine Frage auf Leben und Tod für die ganze menschliche Zivilisation.

Können wir nicht um unser selbst willen und als schönstes Geburtstagsgeschenk für Nikolaus von Kues zu seinem 600. Geburtstag die gleiche intellektuelle Kraft, die gleiche unbegrenzte Entschlossenheit und Leidenschaft für diese große Idee entwickeln? Wenn ich mich in diesem Saal umblicke, sehe ich Menschen aus allen Ecken der Welt. Freuen wir uns der Vielheit der kulturellen Vielfalt und Schönheit, denn wir alle sind Eines, bevor wir viele sind.