Britischer Kulturkrieg ist schuld an Afrikas Krise

Ende April 1994 hielten sich Lyndon LaRouche und seine Frau Helga Zepp-LaRouche auf Einladung russischer Wissenschaftler sechs Tage lang in Moskau auf. Am 27. April 1994 hielt LaRouche am Afrika-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften die folgende Rede. Die Zwischenüberschriften wurden hinzugefügt.


Wir – meine Frau, ich und unsere Freunde – befassen uns seit etwa 20 Jahren intensiv mit der Frage Afrikas. Dies steht im Zusammenhang mit unserer Beschäftigung mit dem Entwicklungssektor insgesamt. Meine eigenen Erfahrungen mit dem Entwicklungssektor und mein persönliches Interesse daran gehen auf die Endphase des letzten großen Krieges zurück, als ich in Indien und Burma diente und bei dieser Gelegenheit auf verschiedene Weise am Kampf für die Freiheit Indiens teilnahm.

LaRouches in Moskau
Lyndon LaRouche (Mitte) und Helga Zepp-LaRouche nach ihrem Treffen im Afrika-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau am 27. April 1994. Bild: EIRNS

Wie Sie alle wissen, ist es ein großer Schock, wenn man als junger Mensch zum ersten Mal aus einem europäischen Land kommt und die große Ungerechtigkeit sieht, die im sogenannten Entwicklungssektor herrscht. Meine damalige Reaktion, die ich später wissenschaftlich untermauern konnte, war, daß nach einem großen Krieg ein nächster großer, globaler Krieg wahrscheinlich ist, wenn wir in den sogenannten Entwicklungsländern nicht für Gerechtigkeit sorgen. Wie Sie wissen, herrscht in Afrika südlich der Sahara die schlimmste Ungerechtigkeit auf dem Planeten. Auch wenn wir uns mit dem Verhältnis zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil des Planeten als unserer primären globalen Sicht befaßt haben, sticht das Problem Afrikas als grausamste Demonstration menschlichen Elends und auch der Gleichgültigkeit der führenden Kräfte im nördlichen Teil des Planeten hervor.

Unsere erste wissenschaftliche Studie über Afrika stammt aus dem Jahr 1973, als wir aus ökonomischer und epidemiologischer Sicht untersuchten, welche Auswirkungen es hätte, wenn die Politik der Periode nach 1971 auf die Welt ausgeweitet würde. In einem Bericht, den wir Anfang 1974 veröffentlichten, kamen wir zu der Überzeugung, daß die Entwicklung, die sich von 1971 bis 1973 unter dem Internationalen Währungsfonds und anderer Institutionen herausgebildet hatte, zu einer weltweiten Ausbreitung epidemischer Krankheiten führen würde. Es könnte zu einem weltweiten Ausbruch neuer Cholera-Epidemien kommen, die wahrscheinlich in der ersten Hälfte bis Mitte der 80er Jahre in der Sahara-Region beginnen würden.

Wir glaubten auch, daß es unter diesen Bedingungen aufgrund der Veränderungen in der Bevölkerungsdichte, durch Unterernährung, durch das geschwächte Immunsystem der Menschen infolge von Hunger, Verschmutzung, Krankheiten und so weiter wahrscheinlich zum Auftreten neuer pandemischer und epidemischer Seuchen auf dem ganzen Planeten kommen würde.

Auch wenn das Auftreten von AIDS wahrscheinlich (alles deutet darauf hin) das Ergebnis eines Unfalls irgendwann in den 1950er Jahren ist, bleibt die Tatsache bestehen, daß die Ausbreitung dieser Krankheit mit anderen Bedingungen für die Schwächung des menschlichen Immunsystems einhergeht. Diese Krankheit breitet sich vor allem in Afrika aus, wo in verschiedenen Teilen des Kontinents bereits mehr als 40 Prozent der Bevölkerung infiziert sind. Wir befürchteten, daß sich die gleiche Infektion auch in Südostasien ausbreiten könnte, was dann der Ausgangspunkt für die Ausbreitung solcher Pandemien auf dem gesamten Planeten sein würde.

Dies waren unsere Ansichten in den frühen 1980er Jahren über das sogenannte AIDS-Problem, und sie scheinen sich heute zu bestätigen – in den Vereinigten Staaten und Europa, aber vor allem in Afrika und Asien.

Eine bösartige Politik

Darin zeigt sich nachdrücklich – und Sie werden mir in Ihrer eigenen Erfahrung zustimmen –, daß sich die vielfältigen Probleme Afrikas insbesondere in den Ländern südlich der Sahara zeigen, was aus politischer Sicht die schlimmste Ausprägung des Bösen in der Politik gegenüber den Nationen Afrikas südlich der Sahara ist.

Der schlimmste Aspekt dabei ist: Unser ständiger Feind während dieses ganzen Prozesses ist der Internationale Währungsfonds. Jeder Versuch, etwas Positives für Afrika zu tun, wird durch den Internationalen Währungsfonds verhindert. Jede afrikanische Regierung, die versucht, die Situation ihrer Bevölkerung zu verbessern, wird von den Freunden des Internationalen Währungsfonds gestürzt oder ihre Führung wird vielleicht sogar ermordet. Das haben wir 1976 im Gefolge der Colombo-Konferenz der blockfreien Nationen in Sri Lanka gesehen – wie sich einige von Ihnen, die damals als erfahrene Experten aktiv waren, erinnern.

Auf der Colombo-Konferenz einigte sich die Mehrheit der Nationen auf die Frage der Entwicklung, und zwar in einer gemeinsamen Resolution für eine gerechte neue Weltwirtschaftsordnung. Die meisten Delegierten dieser Konferenz stimmten zu. Sie vereinbarten, die Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen vorzulegen, die einen Monat später stattfinden sollte.

Nur ein Vertreter einer Regierung der Entwicklungsländer legte diesen Standpunkt einen Monat später tatsächlich den Vereinten Nationen vor: mein verstorbener Freund Dr. Fred Wills, damals Außenminister von Guyana, der aufgrund seiner diplomatischen, juristischen und anderen Aktivitäten ein ausgewiesener Fachmann für die Angelegenheiten Afrikas war.

Alle anderen Regierungen der blockfreien Nationen, die zugestimmt hatten, die Colombo-Resolution den Vereinten Nationen vorzulegen, kapitulierten. Und jede Regierung, die diese Resolution unterstützt hatte, wurde bald gestürzt. Die Regierung von Frau Bandaranaike wurde gestürzt. Die Regierung von Frau Gandhi wurde innerhalb kurzer Zeit gestürzt; Premierminister Bhutto von Pakistan wurde gestürzt und auf Befehl von anglo-amerikanischen Kreisen ermordet, darunter persönlich Henry Kissinger, Außenminister der Vereinigten Staaten.

1983 fand in Delhi eine Konferenz der blockfreien Bewegung statt, die sich mit denselben Themen befaßte. Frau Gandhi wurde im darauffolgenden Jahr ermordet; unsere gemeinsamen Feinde waren dafür verantwortlich. Es war nicht irgendein armer Inder, der angeheuert oder aufgehetzt wurde, um es zu tun; die Urheber der Ermordung gehörten zum britischen Geheimdienst und deren Kollaborateuren in den USA.

Da Sie sich auskennen, brauche ich Ihnen nicht zu sagen, wie viele Regierungen in Afrika durch Putsche gestürzt wurden, organisiert von bekannten Geheimdiensten, die Kriege zwischen Ländern anzettelten, um diese zu ruinieren. Ein Beispiel dafür ist der Krieg am Horn von Afrika, der 1975 von Henry Kissinger als Teil eines umfassenden Plans organisiert wurde – vom britischen Geheimdienst ausgearbeitet und von Kissingers Freunden in Washington ausgeführt.

Grundlage eines Wirtschaftsprogramms

Auf der anderen Seite sind wir der Meinung, daß die wirtschaftlichen Probleme Afrikas in dem Sinne lösbar sind, daß eine Verbesserung sofort physisch begonnen werden könnte, um eine nachhaltige Verbesserung einzuleiten.

Es geht um einfache Dinge. Mitte der 1970er Jahre habe ich mit meinen Freunden eine Studie über die Entwicklung des nördlichen Teils Afrikas erstellt. Später habe ich eine Studie im Auftrag der Regierung von Nigeria und anderen Ländern durchgeführt. Sie fragten mich, ob ich dazu bereit wäre, und ich war es. Ich untersuchte den Lagos-Aktionsplan, der nur eine Ansammlung wohlklingender Worte war, aber keinen Inhalt hatte.

Afrikas Eisenbahnnetz + Projektion
Links das heutige afrikanische Eisenbahnnetz. Rechts die von der Fusion Energy Foundation geplante Erweiterung der Hauptstrecken des afrikanischen Schienennetzes. Zugrundliegende Karte: Wikipedia/Eric Gaba

Als Wirtschaftswissenschaftler habe ich mich mit den konkreten Problemen insbesondere in der Subsahara-Region beschäftigt. Einige meiner Mitarbeiter fuhren nach Nigeria, und wir hatten auch Freunde in der afrikanischen Gemeinschaft, die uns dabei halfen, bestimmte Fakten zu ermitteln.

Wir untersuchten vor allem die grundlegenden infrastrukturellen Probleme. Afrika hat zum Beispiel keine Ost-West-Eisenbahn, obwohl in den 1870er Jahren eine Strecke von Dakar nach Dschibuti geplant war, deren Bau aber 1898 von den Briten im Zuge des Fashoda-Zwischenfalls verhindert wurde. Selbst wenn es an einigen Orten Wasser gibt, fehlt es oft am Wassermanagement. Das Nilsystem bis zum Viktoriasee ist geeignet, vom Nil bis hinunter nach Tansania durch ein Wasserkooperationsprojekt zwischen den beteiligten Nationen ein globales ostafrikanisches System zu entwickeln.

Der südliche Teil des Sudans, wo die Kirche Englands mit Unterstützung einiger Amerikaner einen anhaltenden Krieg führt, ist ein Gebiet, das die Kornkammer für den größten Teil Schwarzafrikas sein könnte.

Sie hier kennen die Probleme besser als ich: Der einfache Mangel an Trinkwasser in einem Brunnen für ein Dorf; einfachste logistische Probleme in ländlichen Gebieten; simple logistische Mittel, um den Verderb von Lebensmitteln zu unterbinden, rudimentärste infrastrukturelle Verbesserungen würden eine Revolution in den Lebensbedingungen der Afrikaner bewirken.

Für uns, die wir in etwas entwickelteren Ländern mit hoher Kapitalintensität leben, mögen die Kosten für deutliche Veränderungen höher erscheinen. Aber wenn es um arme Länder geht, in denen die Menschen am Rande des Existenzminimums leben, kann eine sehr geringe Verbesserung der sanitären und logistischen Bedingungen für die Weiterentwicklung entscheidend sein.

Der britische Malthusianismus ist das Problem

Für das, was wir in Afrika sehen, gibt es keine Entschuldigung. Es wäre leicht für die führenden Nationen der Welt, dies umzukehren. Ganz offensichtlich geschieht dies aber nicht, weil diese Länder es nicht wollen. Der Grund dafür läßt sich in einem Wort zusammenfassen: Malthusianismus. Die beste Erklärung für das britische und andere Denken ist, daß dieselben Leute aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten, die wie Malthus denken, die Hitler in Deutschland an die Macht gebracht haben, die gleichen sind, die hinter der von der UNO für den September dieses Jahres vorgeschlagenen Konferenz in Kairo stehen.

Sie können dies in den Schriften von Bertrand Russell aus den 1920er Jahren und später nachlesen, der in seinen Ausführungen über die Probleme der industriellen Zivilisation ganz offen spricht. Wenn sich die Bevölkerungen der schwarzen, braunen und gelben Völker der Erde sich nicht selbst reduzieren, so sagt er, werden „wir Methoden anwenden müssen, die widerlich sind“; und in Afrika werden die politischen Absichten dieser Malthusianer am deutlichsten, denn sie sehen in Afrika den schwächsten Punkt bei dem Versuch, die Menschheit vor dieser Art von Politik zu schützen.

Nilfluss-Karte
Der Nil, die Lebensader des gesamten östlichen Afrikas. LaRouche: „Das Nilsystem bis zum Viktoriasee ist geeignet, vom Nil bis hinunter nach Tansania durch ein Wasserkooperationsprojekt zwischen den beteiligten Nationen ein globales ostafrikanisches System zu entwickeln.“ Bild: Wikipedia/Hel-hama

Ich habe zwar die Tatsache aufdecken können, daß Henry Kissinger ein Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes ist – und nicht wirklich ein Amerikaner –, die Tatsache bleibt bestehen, daß sich mein Kampf mit Kissinger (und mit Kissingers Freunden) über den Zeitraum von 1974 bis in die Gegenwart in einem Dokument zusammenfassen läßt, das kürzlich freigegeben wurde. Es heißt National Security Study Memorandum 200 aus dem Jahr 1974, worin die Konzepte von Hitlers Eugenikern zur Politik der Vereinigten Staaten erhoben werden.

Eines der letzten Dokumente der Carter-Regierung hieß Global 2000, das die Politik von Bertrand Russell und Henry Kissingers National Security Study Memorandum 200 zur offiziellen US-Politik macht.

Abschließend möchte ich sagen, daß wir uns zwar mit den kulturellen und und anderen Problemen im Umgang mit Afrika befassen müssen, doch beginnen sollte man mit den ganz elementaren Problemen, den einfachen, praktischen wirtschaftlichen Problemen, um dann die Einstellung der führenden Regierungen zu betrachten, wie ich sie aus meiner direkten Erfahrung über die letzten mehr als 20 Jahre kenne.

Was man als Problem sieht, sind nicht die Probleme innerhalb eines Landes, obwohl es viele Probleme innerhalb der Länder gibt. Was man in erster Linie sieht, ist eine wilde, brutale, unmenschliche Einstellung politischer Ideologen, die zu viel Macht in der Welt haben. Das sind die Probleme, mit denen sich das Schiller-Institut und mit denen sich meine Frau und ich seit Jahren beschäftigen. Und die Art von Arbeit, die Sie hier leisten, kann nützlich und sogar unverzichtbar sein, um den Menschen bewußt zu machen, daß Afrika kein hoffnungsloser Fall ist. Das Problem Afrikas liegt außerhalb Afrikas.

Was Sie zusammen mit uns tun können, ist zu zeigen, daß es praktische Lösungen gibt, wenn es die politische Entschlossenheit gäbe, diese Lösungen voranzubringen.

Diskussion

Frage: Bitte sagen Sie, wie Sie den Modernisierungsprozeß in Afrika sehen. Es gibt Diskussionen über dieses Thema, die entsprechend der aktuellen Ereignisse wechseln. Die Regierungen Afrikas versuchen zum Beispiel, Bildungsprogramme einzuführen, aber diese geraten in Konflikt mit den traditionellen Kräften in Afrika selbst, mit der traditionellen afrikanischen Kultur; sie geraten in Konflikt mit dem, was man die afrikanische Mentalität nennen könnte, d. h. mit dem sozialpsychologischen Typus eines Menschen, der in einer traditionellen Gemeinschaft aufwächst und auf die Unterstützung seiner Verwandten und seiner Familie zählt. Dieser Umstand senkt die menschliche Produktivität und mindert den Impuls, produktiv tätig zu werden.
Inwieweit behindert dieses Erbe der afrikanischen Kultur den modernen technischen Fortschritt, der die Entwicklung der afrikanischen Kontinents fördern würde?

LaRouche: Das Problem hier hat eine andere Form, aber es ist das gleiche Problem. Wenn man sich die Frage der Kultur in einem größeren Rahmen betrachtet und sich die wirkliche Geschichte Afrikas vor Augen führt, die eine Geschichte des wiederkehrenden Einflusses der Sklaverei ist, die bis zur Zeit der sogenannten Harappa-Kultur zurückreicht, finden wir zwei Dinge. Zuallererst muß man als Wissenschaftler erkennen, daß die menschliche Spezies kein Tier ist. Das wird deutlich, wenn man das Verhalten von Hominiden mit dem der höheren Primaten vergleicht.

Folgt man einem sehr bösartigen Menschen namens Solly Zuckerman und anderen, so sind die Paviane Afrikas sehr schlau. Und wenn man sich jüngste britische Studien über Schimpansen ansieht, scheinen sie ebenfalls hochintelligente Allesfresser zu sein. Aber betrachten wir die Frage einmal vom Standpunkt der physikalischen Ökonomie. Wenn der Mensch in seinen Eigenschaften mit einem Tier vergleichbar wäre, hätte die menschliche Bevölkerung dieses Planeten zu keinem Zeitpunkt in den letzten 31 Millionen Jahren mehr als etwa 10 Millionen Personen betragen können. Doch bereits zur Zeit des Römischen Reiches und bis etwa zum 14. Jahrhundert hatte die Menschheit eine maximale Bevölkerungszahl von mehreren hundert Millionen erreicht. In den letzten 600 Jahren hat die Macht der Menschheit über die Natur pro Kopf der Bevölkerung mehr zugenommen als in der gesamten menschlichen Existenz vor dieser Zeit.

Diese Entwicklungen – in einigen Fällen läßt sich die Geschichte genau zurückverfolgen – sind offensichtlich das Ergebnis bestimmter kultureller Werteveränderungen. Dies zwingt uns, eine Unterscheidung zu treffen zwischen dem, was wirklich menschlich ist, und dem, was eine zufällige oder vorübergehende Phase des Menschseins ist.

Ich würde sagen, wenn wir den Menschen als ein Wesen betrachten, das in der Lage ist, seine Macht über die Natur willentlich zu vergrößern, dann definiert dies den Menschen als eine schöpferische Spezies, die sich von jeder anderen Spezies unterscheidet; das heißt, ein gesundes Kind aus irgendeinem Teil Afrikas kann, wenn es richtig erzogen und ausgebildet wird, ein Genie werden. Deshalb betrachte ich in jedem Menschen in erster Linie das Individuum.

Noch ein zweites: Wir wissen, daß es keine gesunde emotionale Entwicklung eines Kindes ohne die Erziehung in einer liebevollen Familie geben kann. Wir wissen, daß der Einzelne und auch die Familie zerbrechlich sind. Deshalb ist eine Gesellschaft, an der der Einzelne als souveränes Individuum teilhat, für den Einzelnen von wesentlicher Bedeutung. Wir wissen auch aus unserer persönlichen Erfahrung (in meinem Fall kann ich sagen, daß sie auf einen Ururgroßvater zurückgeht, der 1809 geboren wurde, im selben Jahr wie Lincoln, der zu seiner Zeit ein führender Gegner der Sklaverei in den Vereinigten Staaten war), daß die Großfamilie ein sehr wichtiger Teil der individuellen Familienkultur ist.

Ich denke also, daß es im Umgang mit den unterschiedlichen Folgen des technologischen Wandels auf die Kultur wichtig ist, voneinander zu trennen, was im wesentlichen konstant ist, weil wir Menschen sind, von dem, was variabel ist…

Es gibt auch andere Imperien. Erinnern Sie sich, daß im 18. Jahrhundert Lord Shelburne, der zweite Earl of Shelburne, und Adam Smith Edward Gibbon aufforderten, ein Buch über den Niedergang des Römischen Reiches zu schreiben.

Die britischen Imperialisten, heute vertreten durch Institutionen wie das Londoner Institut für Rassenbeziehungen, und die französisch sprechenden Juniorimperialisten präsentieren uns in Afrika auf der einen Seite den schwarzen Nationalismus und die Anthropologie britischer Prägung und im frankophonen Afrika die Négritude, die etwas anders ist; das eine ist Ethnologie, das andere Anthropologie.

Wenn man sich mit Afrika befaßt, stößt man auf eine systematische britische Geheimdienstoperation durch Anthropologen und durch die britischen Kirche – Missionare. Sie nutzten das afrikanische Telegrafensystem auf den Wegen zwischen den Dörfern, um Ängste vor Stammesrivalitäten zu verbreiten, die zu einem Krieg führen könnten; das sind Manipulationen im Rahmen psychologischer Kriegsführung.

Ich denke, das ist wichtig zu verstehen, denn darauf stoße ich in Afrika ständig.

Wie erschafft man ein Weltimperium? Zuerst setzt man Musketen und Schlachtschiffe ein. Aber man kann nicht ewig mit Bajonetten herrschen. Als erstes bringt man also alle Nationalisten um. Man tötet alle Menschen, die unabhängig denken, und man zieht sich Lakaien auf. Man sagt den Leuten, die westliche Kultur sei nicht gut für sie.

Ich verweise Sie auf ein Buch, das, wie ich glaube, auch in Rußland ziemlich bekannt ist – Gullivers Reisen von Jonathan Swift. In der letzten Geschichte beschreibt Swift den Zustand Englands unter den Liberalen im frühen 18. Jahrhundert – die Reise in das Land der Houyhnhnms, deren Insel von Pferden oder besser von den Hinterteilen der Pferde regiert wird. Diese menschlich aussehenden Kreaturen verhalten sich wie Paviane, die nicht sprechen können.

Genau das wird auch den Afrikanern angetan, aber auch zum Beispiel der schwarzen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten. Man sagt ihnen: „Nein, ihr wollt gar nicht denken. Das ist schlecht für euch. Es ist schlecht, wenn Frauen denken. Frauen sollen fühlen, nicht denken.“ Den Afrikanern sagt man: „Ihr seid Afrikaner, ihr seid keine Europäer. Ihr denkt nicht kognitiv, ihr denkt emotional-assoziativ.“ Man redet ihnen ein: „Die bösen Europäer kommen her und versuchen, euch kognitives Denken beizubringen, während ihr emotional denken wollt.“

Das ist britischer „schwarzer Nationalismus“ und das ist französische Négritude. Die Absicht dahinter ist, die Menschen darauf reduzieren, daß sie damit zufrieden sind, sich selbst zu unterjochen.


Dr. Frederick Wills

Frederick Wills UNGA
Frederick Wills, Guyanas Außenminister, bei seiner Rede vor der UN-Generalversammlung in New York am 8. September 1976. Bild: EIRNS

„Ich weiß, daß Sie alle sehr froh sind. Mein sehr guter Freund Lyndon LaRouche war hier – Sie haben Glück. Er hatte Ihnen auch gesagt, Sie müßten King Lear lesen. Lassen Sie mich zunächst ein wenig über die allgemeine Hypothese in King Lear sprechen und Ihnen den Inhalt darstellen für jene, die das Stück nicht gelesen oder nur flüchtig gelesen haben, bevor ich mich allgemeiner äußere…

Historisch gesehen sind wir wie ein Tier, das instinktiv und gefühlsmäßig reagiert. Aber der Mensch hat einen göttlichen Funken, und der menschliche Geist ist entwickelt, und die menschliche Vernunft entwickelt sich weiter, wodurch sich der Mensch von den Tieren unterscheidet…

Das letzte, was ich Ihnen mit auf den Weg geben möchte, sind nicht Gefühle, Vermutungen oder Instinkte. Instinkte müssen von der Vernunft geprägt werden. Man kann Amerika nicht mit irgendwelchen Instinkten regieren, die man aus einem schlechten Drehbuch für zweitklassige Filme ableitet oder indem man sich bei General Electric informiert.

Wir erleben eine welthistorische Krise. Das ist meine Ansicht, und Lyn hilft, das Land zu steuern – er ist ein Patriot.“

Frederick Wills

Ehemaliger Außenminister von Guyana

Aus der Festschrift 1987 zu LaRouches 65. Geburtstag (Auszug aus einer Rede in New Hampshire am 25. Juli 1987 mit dem Titel „King Lear und die amerikanische Tragödie“)