Das Prinzip der Einheit von Wissenschaft und Kunst

Lyndon LaRouche schilderte am 27. Mai 1995 auf einem informellen Treffen enger Mitarbeiter in Washington, D.C., seine sehr persönlichen Eindrücke einer Reise in Deutschland, auf der er tiefe Einblicke in die klassische Kunst und Wissenschaft gewann. Es folgt eine etwas überarbeitete Mitschrift seiner Ausführungen.


Ich habe gerade bei zwei Gelegenheiten in Deutschland wertvolle Erfahrungen gemacht. Ich traf [in Frankfurt] eine liebe Freundin, die eine sehr berühmte Sängerin und Gesangslehrerin ist. Sie ist 93 Jahre alt – ziemlich gesund und munter für 93, sehr vital. Sie gibt immer noch Gesangsunterricht und hat sehr eigene Ansichten. Sie singt nicht mehr viel, aber es gibt viele Aufnahmen von ihr, und wir haben uns angeregt unterhalten.

An einer Stelle sagte sie zu mir: „Sie sind 75 Jahre, ach wie jung! Mit 93 Jahren kann ich dies wohl sagen!“

Von Frankfurt aus fuhren wir nach Leipzig – worauf ich noch zurückkommen werde – und dann ging es weiter zu mehreren Treffen in Berlin. Dort kam es unter anderem zu einer mehrstündigen Begegnung mit einem lieben alten Freund, der einen sehr wichtigen Beitrag zur deutschen Kultur geleistet hat und ein enger Freund Wilhelm Furtwänglers war. Er ist 90 und sah mich im Laufe des Nachmittagsgesprächs ebenfalls an, ohne zu wissen, was meine Freundin in Frankfurt zuvor gesagt hatte, und meinte: „Sie sind ja noch jung!“

Ich schätze, wenn ich lange genug lebe, werde ich auch in die Situation kommen, wo ich 70-jährige Leute „jung“ nennen werde!

Ich möchte zwei Dinge hervorheben, die an dieser Reise sehr beeindruckend waren; sie waren beeindruckend, weil sie in einer Abfolge stattfanden. Wir hatten eine Reihe von Treffen und Diskussionen über musikalische Themen, was einer der Hauptgründe für die Reise war. Wir wollten mit verschiedenen Leuten zusammenzukommen, insbesondere mit Leuten, die schon 90 Jahre oder älter waren. Sie können nicht mehr nach Belieben durch die ganze Welt reisen, also muß man sie aufsuchen.

Wir trafen unseren Freund [Arturo] Sacchetti, einen Organisten, der zwar durch eine Krankheit etwas beeinträchtigt war, aber immer noch seiner Arbeit nachgeht, auch wenn er nicht mehr am Klavier spielt. Und es gab weitere Treffen, um die Vorbereitung des zweiten Bandes unseres Handbuchs((Handbuch der Grundlagen von Stimmung und Register (Band I, Einführung und die menschliche Singstimme), mit einer Einführung von Lyndon LaRouche, Schiller-Institut (Hrsg.), Dr. Böttiger Verlags GmbH, 1996.)) zu besprechen, das ich sehr gerne in Angriff nehmen möchte. Darüber hinaus hatten wir eine Reihe anderer Diskussionen.

Der Thomanerchor in Leipzig

Aber eines der köstlichsten Dinge erlebte ich, als wir in Leipzig Halt machten und ich mehrere Stunden lang einer Probe der Thomaner beiwohnen konnte. Am nächsten Abend war dann beim Vespergottesdienst die Aufführung des gesamten Programms dieser Woche zu hören, so daß ich in der Lage war, zu vergleichen, was bei der Probe erarbeitet wurde und was am Abend zu hören war.

Für alle, die es vielleicht nicht wissen, möchte ich einige Erläuterungen geben. Der Thomanerchor in Leipzig hat eine eigene Schule und besteht seit dem Jahr 1212. Er hat seither, nach allem, was bekannt ist, ein ununterbrochenes Gesangsprogramm. Der Chor singt jeden Freitagabend beim Vespergottesdienst, und das schon seit 1212. Fast eingestellt werden mußte dies nur während der Pest in der Mitte des 14. Jahrhunderts, als nur noch drei Knaben verfügbar waren, denn die Pest wütete auch in der Schule; aber der Gesang ging weiter, und das fast 800 Jahre lang ohne Unterbrechung. Es herrscht eine strenge Disziplin. Der Kantor, der die Aufführung leitete, durchlief selbst die Ausbildung an dieser Schule. Er ist ein sehr gut ausgebildeter Musiker, etwa 40 Jahre alt, aber ein absoluter Bewahrer dieser Tradition.

Thomanerchor 1953
Der Thomanerchor (im Bild eine Aufführung von 1953) hat eine Tradition, die bis auf das Jahr 1212 zurückgeht. Jeden Freitag tritt der Chor in der Thomaskirche (im Bild) Freitagabend beim Vespergottesdienst auf. Bild: Deutsche Fotothek

Lassen Sie mich kurz diese Tradition beschreiben, und ich werde zu gegebener Zeit darauf zurückkommen, welche Bedeutung sie auch heute noch hat. Die Jungen sind zwischen 7 und 18 Jahre alt, d. h. sie durchlaufen eine Gymnasialausbildung; sie werden aufgrund ihrer Stimme und ihrer Musikalität ausgewählt, aber am Ende steht der Abiturabschluß. Die musikalische Arbeit ist Teil des gesamten Bildungsprogramms.

Jede Woche, von Montag bis Freitag, vier Tage (normalerweise, außer in dieser Woche, in der sie wegen eines Feiertags nur drei Tage hatten), beginnen sie mit der Einübung von völlig neuen Musikstücken für den Vespergottesdienst am Freitagabend. Alles wird von Grund auf geprobt. Dann kommt der Auftritt am Freitag, und in der Folgewoche beginnt ein neues Programm, so daß in etwa drei Jahren so ziemlich das gesamte Motetten- und Kantatenrepertoire von Bach durchlaufen ist. Ich versichere Ihnen, das wird keiner der Sänger je vergessen. Ich habe die Aufführung gesehen. Sie sind nicht nur gut ausgebildet, sondern haben auch eine besondere Disziplin, die sehr wichtig ist.

Ich habe nicht sehr viele Musikproben gesehen, aber die Dichte der Proben, die Dichte der Anweisungen hier war so intensiv, wie ich es noch nie erlebt habe. Die Jungen waren aufnahmebereit und geübt. Während der dreistündigen Probe gab es nur eine Pause von etwa 15 Minuten, in der sich diese sehr ernsten, aufmerksamen jüngeren und älteren Jungen, die während der Probe auf ihren Stühlen saßen und auf sehr professionelle Weise sangen, plötzlich in lebhafte Jungs verwandelten. Sie rannten aus dem Raum hinaus in den Hof, spielten Fußball und kamen dann wieder herein, so frisch, wie sie gekommen waren. Sie setzten sich ruhig, wie es Jungen tun können, auf ihre Stühle und konzentrierten sich vollständig auf ihre Aufgabe. Es herrschte totale Konzentration, totales Lernen unter einer meisterhaften Leitung.

Das konkrete Werk, das im Mittelpunkt des Freitagsprogramms stand und das am Donnerstagmittag geprobt wurde, war „Jesu, meine Freude“, eine der am schwierigsten angemessen aufzuführenden Motetten des Bachschen Repertoires. Sie enthält Herausforderungen, die ziemlich bemerkenswert sind.

Die Jungen lernten das Werk. Die Art und Weise der Leitung war intensiv. Nichts wurde übersehen, alles wurde korrigiert – Aussprache, Einsätze, alles wurde berücksichtigt.

Ich verpaßte zwar die Zwischenprobe, die als Generalprobe am Freitagmorgen stattfand, aber wir besuchten die Abendvorstellung, und ich sage Ihnen, es war eines der wenigen Male in den letzten Jahren, daß mir bei einer musikalischen Aufführung spontan die Tränen aus den Augen liefen. Ich konnte sie nicht zurückhalten. Die Aufführung war großartig. Alles, was man ihnen beigebracht hatte, was sie geprobt hatten, jede Korrektur, wurde von den Jungen in der Aufführung umgesetzt – natürlich noch besser, viel besser.

Die Jungen kamen konzentriert herein, etwa 80 von ihnen in zwei Gruppen: die Jüngeren, noch vor dem Stimmbruch, und die Älteren nach dem Stimmbruch traten auf die Bühne, gefolgt von dem Kantor. Jeder von ihnen war voll konzentriert vor dem Auftritt. Diese totale Konzentration ist erforderlich, um die Idee der Komposition im Kopf zu haben, bevor der Auftritt beginnt.

Sie absolvierten das volle Programm mit vollständiger Präzision und Tongebung. Sie sangen nicht auf den Noten, sondern zwischen den Noten; sie wußten, wie man das macht, sie waren dafür ausgebildet. Es war die bemerkenswerteste Aufführung von „Jesu, meine Freude“, die ich je gehört habe. Und es war noch bemerkenswerter, weil ich einen Teil des Vorbereitungsprozesses bei der Probe miterlebt hatte. Dadurch bekommt man ein viel geschärfteres Ohr für die Komposition, und man ist gespannt, wie es am Ende bei der Aufführung herauskommen wird.

Von Leipzig ging es weiter nach Halle, wo wir einen Nicht-Sänger die „Schöne Müllerin“ von Schubert vortragen hörten; Nicht-Sänger deswegen, weil seine Stimme irgendwo unter dem Teppich oder an der Wand oder sonstwo plaziert war, überall, nur nicht an der richtigen Stelle im Kopf. Er sang ganz schrecklich, ohne jegliches drittes Register, und man kann sich vorstellen, daß das eine ziemliche Katastrophe war. Mit seinem mittleren Register war nichts anzufangen, wenn er es überhaupt fand; manchmal traf er eine Halbplatzierung im ersten Register; es war eine schreckliche, quälende Erfahrung.

Soviel zu Halle, wo wir aber auch schönere Dinge erlebten.

Musik in Berlin

Aber dann, in Berlin, besuchten wir eigentlich mehr nebenbei, aber auch zur Feier mit ganz besonderer Bedeutung für mich die Berliner Symphoniker und hörten einen italienischen Cellisten, der Schumann spielte. Der Cellist vollführte die „kleine italienische Cello-Olympiade“ – seine Bogenführung war nicht besonders erwähnenswert, aber sie war schnell. Die Tongebung war nicht gerade das, was ich mir gewünscht hätte, doch offenbar gelang es den Berliner Symphonikern auf ihre eigene großartige und subtile Art und Weise, zu vermitteln, was sie über die ganze Sache dachten, ohne es zu zeigen, wie es Orchester manchmal tun können. Dann spielten sie die Dritte [Sinfonie] von Brahms als Schlußstück, und das war ausgezeichnet. Sie zeigten, was sie können.

Ein ähnliches Erlebnis hatten wir dann am nächsten Abend in der Deutschen Oper, wo Fidelio aufgeführt wurde. Es gab einige Probleme, der Pizarro war ein wenig krank, und die Sopranistin, die großartig war, hatte wohl zu viel Wagner gesungen, denn ihr mittleres Register hatte ein wenig unter den hohen Wagner-Tönen gelitten; nicht gut für die Stimme.

Aber der zweite Akt war absolut großartig, sogar trotz Pizarro; und dabei spielte das Orchester genau an der richtigen Stelle entsprechend von Furtwänglers Vorgabe die Leonoren-[Ouvertüre] Nr. 2, was gewöhnlich nicht an dieser Stelle gespielt wird.((Beethoven komponierte für jede der einzelnen Fassungen seiner einzigen Oper Fidelio, die ursprünglich den Titel Leonore trug, eine eigene Ouvertüre. Die Ouvertüren der früheren Fassungen werden traditionell in die Aufführung der Oper integriert, und zwar an verschiedenen Stellen, je nach Ermessen des Regisseurs.)) Großartig!

Wilhelm Furtwängler 1931
Wilhelm Furtwängler in Berlin 1931. Bild: Wikipedia/Erich Salomon

Ich möchte hier aus einem bestimmten Grund auf diese Erfahrung eingehen, weil ich glaube, daß sie für das Problem relevant ist, mit dem wir heute im Umgang mit jungen Menschen konfrontiert sind. Es gibt zwei Dinge, die bei diesen Aufführungen herausragend waren: der Grad der Präzision bei der Darbietung, der in der Welt wirklich selten geworden ist. Man hört so etwas einfach nicht mehr. Ich erinnere mich, daß es früher, als ich noch viel jünger war, mehr Aufführungen in dieser Richtung gab, aber in letzter Zeit sind die Interpretationen schlampig geworden; es passieren alle möglichen schrecklichen Dinge. Doch bei den Berliner Symphonikern hatte man das Gefühl, daß die Musiker alles [umsetzen] können, wenn sie richtig geführt werden.

Auch bei den Thomanern hatte man das gleiche Gefühl. Sie sind wahrscheinlich der einzige Knabenchor der Welt, der auch nur annähernd an dieses Niveau herankommt. Die Wiener Sängerknaben sind abgefallen; der Dresdner Kreuzchor soll nicht schlecht sein, und es gibt einen Chor in Nürnberg, von dem ich nicht viel weiß, der aber früher einen guten Ruf hatte. Aber der Thomanerchor ist unübertroffen; so etwas habe ich noch nie gehört. Und ich glaube, ich habe in meiner Zeit schon einiges gehört. Aber diese Präzision bedeutet viel Arbeit.

Ein anderer Aspekt bei den Thomanern ist für mich und auch für unsere Arbeit viel wichtiger. Bei der Aufführung muß ein Musiker etwas tun, was die Musik zu einer mächtigen Waffe für die Menschen macht, die nicht unbedingt Musiker sind. Es ist ein Unterschied, ob man bei der Aufführung etwas zusammenschustert, oder ob man sich beim Musizieren mit Problemen konfrontiert, die kreative Problemlösungen erfordern. Man kann sich dabei entweder durchmogeln oder sie tatsächlich meistern.

Ich möchte ein Beispiel aus der Geometrie anführen, das ich oft verwende, und die Wahl des Beispiels hat mit dem zu tun, was ich sagen möchte.

Mir geht es in erster Linie um die Ideen. Nur sehr wenige Menschen können heutzutage wirklich definieren, was eine Idee ist. Ich möchte Ihnen eine Definition geben, um dann auf die musikalischen Ideen zurückzukommen.

Das Eratosthenes-Experiment

Es gibt ein sehr einfaches Beispiel für eine Idee, die aus der ägyptischen Geschichte (eigentlich aus der griechischen Geschichte) stammt: Eratosthenes‘ Messung beziehungsweise Abschätzung des Erdumfangs von Pol zu Pol. Eratosthenes war Mitglied der Platonischen Akademie, lange nachdem Platon gestorben war. Er ging nach Ägypten, wurde Bibliothekar an der Bibliothek von Alexandria und war dort für eine Reihe von wichtigen Entdeckungen in der frühen griechischen Wissenschaft und Mathematik verantwortlich.

Die Methode des Eratosthenes zur Messung der Erdumfangs
Die Methode des Eratosthenes zur Messung der Erdumfangs: Die Methode des Eratosthenes aus dem 3. Jahrhunderhundert vor Christi konzentrierte sich auf die unterschiedlichen Winkel, die ein Schatten auf zwei identische Sonnenuhren an unterschiedlichen Längengraden wirft. Die Bedeutung seines Experiments lag nicht so sehr in einer völlig exakten Berechnung, sondern sollte beweisen, daß Wissen nicht in der Erfahrung als solcher liegt, sondern darin, Widersprüche in unserer Meinung über Erfahrungen aufzudecken.
In der Abbildung stehen zwei halbkugelförmige Sonnenuhren in etwa auf einem Meridiankreis bei Alexandria und Syene (Assuan) in Ägypten genau um 12 Uhr am Tag der Sommersonnenwende. Der Stab im Mittelpunkt der Sonnenuhren zeigt jeweils direkt auf den Erdmittelpunkt. Bei Syene wirft der Stab keine Schatten, aber bei Alexandria einen Schatten von 7,2 Winkelgrad. Bei bekannter Entfernung zwischen beiden Städten (etwa 784 km) konnte Eratosthenes den Erdumfang mit ca. 39.500 Kilometern errechnen – bis auf etwa 500 km genau.

Er maß den Erdumfang, indem er an zwei Positionen eine halbkugelförmige Sonnenuhr benutzte. Er erfaßte den jeweiligen Winkel der Sonne, den Sonnenuhren genau zur Mittagszeit an zwei verschiedenen Punkten in Ägypten anzeigten – einer in der Gegend von Assuan und ein anderer, nördlich davon, in Alexandria. Indem er die Differenz der Winkel der Sonnenuhren an diesem Tag mit einer sehr einfachen geometrischen Methode für ähnliche Konstruktionen berechnete, schätzte er den Winkel am Mittelpunkt der Erde, den diese beiden Punkte auf dem Meridian bildeten; und nachdem er die Strecke von Assuan zu dem Punkt in Alexandria von Leuten zu Fuß zurücklegen ließ, kannte er die Länge dieses Bogens und projizierte diesen, um den Umfang der Erde zu bestimmen. So gelangte er zu einer Schätzung des Erdumfangs, die nur etwa 50 Meilen vom tatsächlichen Umfang abwich.

Die Bedeutung dieses Experiments liegt für mich darin, daß er diese genaue Messung mit so groben Instrumenten vornahm, und zwar ungefähr 2200 Jahre, bevor der erste Mensch die Erdkrümmung sehen konnte. Das heißt, er hat etwas gemessen, was erst 2200 Jahre später jemand gesehen hat – was wirklich nicht schlecht ist. Bei der Messung ging es also nicht darum, etwas zu messen, was man sehen kann, sondern darum, den Fehler in dem zu messen, was man sieht.

Dies ist sehr gut vergleichbar mit dem, was in der Musik geschieht. Manche Leute singen die Noten, andere singen zwischen den Noten. Zwei unterschiedliche Noten bedeuten nichts, es ist das Intervall, das alles bedeutet.

Mozarts Kompositionsmethode

Der Bereich, der mich am meisten interessiert, ist die Entdeckung einer verbesserten Kompositionsmethode durch Mozart, der eine Entdeckung Haydns auf das Spätwerk Bachs anwandte und eine Methode entwickelte, die als Motivführung bezeichnet wird. Sie ist ein charakteristisches Merkmal des klassischen Repertoires von etwa 1782 bis zum Tod von Brahms.

Diese Methode beruht auf der Fähigkeit, die Idee einer Komposition zu vervollkommnen, so daß die Idee der Komposition, die eher zeitlos existiert, wenn man sich auf die Aufführung vorbereitet, mit der ersten Note beginnt und mit der letzten Note endet, wobei sie aber die ganze Zeit über präsent ist. Sie bestimmt die Art und Weise, wie jede Note und jedes Intervall gespielt wird. Vollkommene Konzentration. Das ist eine Perfektionierung der musikalischen Idee, so daß eine Komposition klar und kohärent eine einzige Idee darstellt.

Links Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), rechts Josef Haydn (1732–1809)
LaRouche: „Der Bereich, der mich am meisten interessiert, ist die Entdeckung einer verbesserten Kompositionsmethode durch Mozart, der eine Entdeckung Haydns auf das Spätwerk Bachs anwandte und eine Methode entwickelte, die als Motivführung bezeichnet wird.“ Links Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), rechts Josef Haydn (1732–1809).

Genauso reduzierte Eratosthenes in dem Beispiel den Unterschied zwischen zwei Punkten auf dem Meridian auf eine einzige Idee, nämlich auf die Idee des Erdumfangs und seiner Meßbarkeit, bevor irgendjemand sie sehen konnte.

Die Fähigkeit, solche Ideen zu entwickeln, ist wichtig für uns, wenn wir es mit Kindern zu tun haben, die in den Armenvierteln von Washington oder anderswo leben; und es werden immer mehr. Denn es ist wichtig, diesen Kindern und auch den Erwachsenen ein Gefühl für ihre eigene Menschlichkeit zu vermitteln.

Das gelingt nur, wenn sie in sich selbst eine Kraft wahrnehmen, die sie über die Straßenhunde erhebt, die lediglich wissen, an welchen Laternenpfählen sie schnüffeln können, und ähnliche Dinge. Es erhebt sie über die einfache, sinnliche Wahrnehmung, um zu erkennen, daß sie als menschliche Wesen in der Lage sind, gültige Ideen zu entwickeln, durch die wir das Universum effektiv verändern und verbessern können.

Ich denke, die Aufgabe der Musik besteht für uns ganz allgemein darin, Menschen zu erreichen, die größtenteils in Armut leben – Menschen, die in die gleiche Situation geraten sind, in der sich die Menschheit bisher überwiegend befand, als über 95 Prozent der Bevölkerung dieses Planeten in Leibeigenschaft, Sklaverei oder Schlimmerem lebten, ohne jede Perspektive. Unser Anliegen ist es, ihnen die Hand zu reichen und ihnen eine Erfahrung zu ermöglichen, die sie berührt und ihnen ihre eigene Menschlichkeit bewußt macht.

Musik erhebt die Menschen

Die wichtigste, allgemeine Funktion von Musik für die Bevölkerung besteht darin, die Menschen zu erheben, sie aus Selbsterniedrigung, Elend und Brutalität herauszuholen und ihnen einen Moment der Erfahrung zu schenken, in dem sie sich der Musik zumindest annähernd in demselben Geist nähern können, wie die Knaben des Thomanerchors singen. Man muß eine musikalische Idee aufnehmen, ihre Präzision erleben und nicht schludern; man muß ein mehrstimmiges Werk in größter Stimmentransparenz aufführen, so daß es nicht vollkommen kakophonisch klingt; man muß lernen, seine Stimmen so zu plazieren, daß ein Gesangspart ein Gesangspart und nicht eine Rasselbande ist (bei der man Mühe hat, die Mezzosoprane von den Sopranen zu unterscheiden, und alles irgendwie durcheinander geht). Man muß Präzision erreichen; man muß wissen, daß man es richtig macht, und man muß an der Idee teilhaben, es richtig zu machen – so wie es in dem Stück steht, um dessen Idee zu erreichen.

Jeder Musiker weiß, daß es eine Menge Arbeit erfordert, die Dinge richtig zu machen. Das braucht eine Menge Übung und Schweiß. Aber man wird feststellen, daß man das Publikum nicht wirklich erreichen kann, wenn man es nicht tut. Man wird vor allem junge Menschen nicht erreichen, wenn man sie nur mit einer Wahrnehmung berührt, sondern man muß ihre Fähigkeit wecken, das zu verstehen, was man aufführt; dann können sie aus einer musikalischen Darbietung herauskommen wie ein Zuschauer, der an der Aufführung einer Tragödie von Schiller teilgenommen hat. Schiller sagte einmal: Die Zuschauer müssen aus dem Theater als bessere Menschen herauskommen, als sie es betreten haben.

Das Ziel einer musikalischen Aufführung ist es, die Zuhörer mitzunehmen und sie besser aus der Aufführung herauskommen zu lassen, als sie sie betreten haben. Um das zu erreichen, ist Präzision erforderlich. Um das zu erreichen, muß man dem Publikum ein Gefühl für das Geschehen vermitteln, um das Erlebnis für sie transparent zu machen, damit sie wissen, was sie hören und eine Vorstellung davon bekommen, worum es geht. Der Zuhörer muß hören können, wie es gemacht wird. Vielleicht kann es nicht jeder selbst, aber die Menschen können hören, wie es jemand schafft, und wissen, daß Menschen dazu in der Lage sind. Sie sehen die Schönheit, es auf diese Weise zu tun. Und wenn auch nicht jeder die Musik mit einem Instrument oder der eigenen Stimme aufführen kann, kann man sie im Geiste spielen und das Echo im Nachhinein Note für Note und Phrase für Phrase im Geiste hören.

Das scheint mir der soziale, politische, kulturelle und moralische Zweck der Musik zu sein. Musik ist der konzentrierteste Ausdruck bzw. das geeignete Medium für den konzentriertesten Ausdruck dieser Prinzipien in jeder Kunstform, insbesondere in den nicht-bildenden Künsten. Die Musik enthält, wie wir alle wissen, die Ideen des Dramas. Sie hat ihre Wurzeln in der klassischen Poesie; sie ist die Abstraktion von Drama und Poesie und drückt diese Art von Ideen in einer ganz besonders konzentrierten Weise aus.

Ich denke, unsere Aufgabe ist es, musikalische Beispiele auszuwählen, die wir selbst aufführen können, um sie den Menschen zu präsentieren, die wir geistig erheben wollen, den Zuhörern ein Gefühl für den musikalischen Prozeß zu geben, damit sie sich intellektuell effektiver an dem beteiligen können, was getan werden muß. Wir müssen ein Ergebnis anstreben, das jedes Kind oder jede andere Person, die das miterlebt, nach ein oder zwei Stunden einen Moment der Erfahrung mitnimmt und den Raum als eine etwas bessere Person verläßt.

Ich danke Ihnen.


William Warfield

(2002 zum 80. Geburtstag)

William Warfield und Lyndon LaRouche
William Warfield und Lyndon LaRouche auf einer Konferenz des Schiller-Instituts in den USA 1994.
Bild: LaRouche Legacy Foundation/Stuart K. Lewis

Freude! Freude! Alles Gute zum Geburtstag, lieber Freund!

Auf eine fast himmlische Weise stimme ich leidenschaftlich mit Deiner ausdrücklichen Erklärung und Bestätigung überein, sich zu weigern, in den verdienten Ruhestand getreten zu sein. Für dich und mich wäre die Vorstellung, wir seien „Ruheständler“, so, als gerieten die Planeten aus ihrer Bahn.

Oh, wie viele junge Gemüter, Seelen und Herzen sind in den Mauern des „ordentlichen Spielens“ gefangen, obwohl sie Zugang zu den wunderbarsten Ideen gehabt hätten, die je in der Geschichte der Menschheit entstanden sind! Welches Feuer treibt den Musiker an, der seinem Instrument das Singen beibringt.

Ja, du hast Recht! Eine Bühne innerhalb der Bühne in seiner eigenen Vorstellung mit der Absicht, die Welt besser zu machen. Der Schmerz und die Vulgarität, denen unsere Kinder ausgesetzt sind, dürfen nicht mehr länger sein.
Ja, die Vier Ernsten Gesänge des großen Brahms waren auch für mich wie sein letzter Wille und Testament. Mein Freund, was kann besser ausgedrückt sein als: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Mein lieber, lieber Freund, Lyndon LaRouche, alles Gute zum 80. Geburtstag!

Opernbariton, Gesangslehrer mit Schwerpunkt auf Spirituals und deutsche Lieder; Präsident der National Association of Negro Musicians (1985–1990); Vorstandsmitglied des U.S. Schiller Institute Chicago, Illinois

Aus der Festschrift 2002 zu LaRouches 80. Geburtstag


Norbert Brainin (1987)

Norbert Brainin mit Lyndon LaRouche 1987
Norbert Brainin mit Lyndon LaRouche 1987. Bild: LaRouche Legacy Foundation/Philip S. Ulanowsky

Ich möchte meine Hoffnung ausdrücken, es möge viele weitere solch glückliche Tage für Lyndon H. LaRouche geben, der schon lange mein Freund war, bevor wir uns überhaupt kannten. Ich selbst hätte es nie gewagt, Lyndon LaRouche zu kontaktieren, aber ich kannte seine Politik und war mir seiner Liebe und seines tiefen Wissens über die Musik bewußt, denn ich erhielt seine Schriften nach und nach durch verschiedene Quellen, darunter waren politische Schriften und Essays über Musik und Philosophie. Das reichte von Platon, Augustinus, Leibniz, Leonardo da Vinci bis Beethoven, Schiller und andere.

Obwohl mein eigenes Wissen weit hinter dem von Lyndon LaRouche zurückblieb – auch was den Bereich der Musik anging – fand ich mich immer in vollständiger Übereinstimmung mit ihm, soweit es in meiner Kompetenz lag, ihm zu folgen. Ich war daher hoch erfreut, als ich im letzten Jahr die Information erhielt, Herr und Frau LaRouche würden mich gerne treffen. Mir wurde klar, ich war für die beiden kein Unbekannter, und zumindest auf Platten mußten sie mich spielen gehört haben. Sehr froh darüber stimmte ich zu, und es wurden Zeit und Ort des Termins vereinbart.

Seit dieser Zeit sind wir uns viele Male begegnet, auf Konzerten und privat, und hatten interessante Gespräche. Während dieser Diskussionen wurde mir klar, daß wir gewisse grundlegende Ansichten über die westliche Zivilisation teilten, wie unser jüdisch-christliches Erbe, das zusammen mit der griechischen Philosophie zur Entstehung unserer westlichen Kultur – der klassischen Kultur – beitrug, insbesondere was die klassische und romantische Musik des 18. und 19. Jahrhunderts und die klassische Literatur anbelangt.

Wir setzten uns insbesondere mit einigen späten Kompositionen Beethovens und Schuberts in der Zeit ab 1820 bis 1827-28 auseinander und fanden darin viele Parallelen; aber darüber hinaus entdeckten wir unsere gegenseitige Liebe für unser musikalisches Erbe in Übereinstimmung mit unseren eigenen Auffassungen.

Ich wünsche Lyndon H. LaRouche ein langes und fruchtbares Leben, in dem er seine Absicht, seinem Land und der Welt insgesamt zu unser alle Wohl zu dienen, realisieren kann, und ich hoffe, in der Zukunft mindestens einen amerikanischen Präsident im Amt zu sehen, der unsere westliche klassische Kultur tief in seinem Herzen trägt.

Norbert Brainin

Musikwissenschaftler; ehem. Primarius des Amadeus-Quartetts

Aus der Festschrift 1987 zu LaRouches 65. Geburtstag


Norbert Brainin (1992)

Lieber Lyn,

zunächst möchte ich Dir zu Deinem 70. Geburtstag gratulieren, wobei ich Dir in der Zukunft viele glücklichere Jubiläen als dieses wünsche!

Es gibt allen Grund zu der Hoffnung, daß sich Dein tragisches Schicksal bald dem Ende zuneigt, aber die Prüfung, die dann kommt, wird noch schwerer; es ist die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten, die Deine ganze Stärke und Deinen ganzen Erfindungsreichtum erfordert.

Irgendwie komme ich in diesem Zusammenhang nicht daran vorbei, an Haydn und Mozart zu denken und die Revolution in der Geschichte der musikalischen Komposition, die sie im späten 18. Jahrhundert herbeigeführt haben, und bin dann darauf gekommen, daß es einmal eine Zeit gab, in der Haydn und Mozart die einzigen Menschen auf der Welt waren, die sich dieser entscheidenden Entwicklung bewußt waren, nämlich der Einführung des strengen Prinzips der Motivführung; die Parallele zur heutigen Zeit ist, daß es heute auch nur zwei Menschen gibt, die dieses revolutionäre Prinzip kennen, nämlich Du und ich.

Ich denke, dies verspricht ein gutes Zeichen für die Zukunft zu sein.

Viele liebe Grüße, Dein Norbert

Norbert Brainin

Musikwissenschaftler; ehem. Primarius des Amadeus-Quartetts

Aus der Festschrift 1992 zu LaRouches 70. Geburtstag (LaRouche war zu der Zeit im Gefängnis)


Grußnote von Carlo Levi-Minzi

Carlo Levi-Minzi
Carlo Levi-Minzi | Bild: EIRNS

In all den vergangenen elf Jahren, seitdem ich Lyndon LaRouche kennengelernt habe, gab es eine „Konstante“, die sein Verhalten mir und anderen gegenüber ausgezeichnet hat, die ich mit dem deutschen Verb „anregen“ charakterisieren möchte. Für dieses Verb gibt es eigentlich keine adäquate Übersetzung. Es bedeutet nicht einfach „stimulieren“, „reizen“ oder „ermutigen“. Schumann hat es einmal gebraucht; in Bezug auf eine Ballade von Chopin, im Zusammenhang mit einem Werk des polnischen Dichters Mickiewicz, sagte Schumann, Chopin sei „angeregt“ worden durch die Arbeit des polnischen Dichters. Dabei meinte er nicht, Chopin hätte das Stück kopiert, sondern seine eigene Ballade hätte Einflüsse des anderen Werkes reflektiert.

Dies hat Lyn bei jedem getan. Er versuchte, die Menschen „anzuregen“, das Beste in jeder Person zu erreichen. Ich habe das auch in seiner Beziehung zu mir und anderen festgestellt. Er hat eine geradezu diabolische Fähigkeit, denn er verlangt niemals von einer Person, etwas zu tun, wozu diese nicht in der Lage ist – ausgenommen sie befindet sich in einer Art von Sackgasse.

In den letzten elf Jahren unseres Zusammentreffens und besonders in der letzten Zeit widmete Lyn seine besondere Aufmerksamkeit Projekten, an denen gearbeitet wurde. Dann erscheint er plötzlich als habe er einen Gedankenblitz, womit er Ideen in anderen provoziert. Er gibt dir sozusagen von hinten einen Ruck, so daß du dich unmöglich ausruhen kannst. Für mich ist das kein Problem, denn gewöhnlich bin ich nicht faul. Aber sein „Anstoßen“ ist ungeheuer stimulierend.

Als wir beispielsweise begannen, uns mit Fragen des Fortepianos zu beschäftigen, intervenierte er in der oben geschilderten Art und Weise. Schon bevor ich Lyn traf, hatte ich mich für das Fortepiano interessiert, aber ich hatte mir niemals das Problem in Bezug auf eine wirkliche, praktische Beziehung zu dem Instrument vorgestellt. Normalerweise sind Fortepianos für eine sehr begrenzte Elite der Musik-Mafia reserviert, einem geschlossenen Kreis. In Bezug auf das Fortepiano könnte ich mich theoretisch mit musikalischen Fragen beschäftigen, aber niemals in der Praxis. Das hat mich unglaublich frustriert, was ich gegenüber Lyn auch ausgedrückt habe. „Warum sollen wir es nicht einfach machen?“, fragte er. Seine Auffassung war immer: „Nichts ist unmöglich.“ Wenn jemand kam und sagte: „Es wäre schön, wenn, … könnten wir …“, war normalerweise seine Antwort darauf: „Mach es! Machen wir es!“ Und auch wenn es scheinbar unmöglich war, wir haben es gemacht. Wir besorgten ein Fortepiano in Leesburg, Virginia, obwohl es zunächst völlig aussichtslos schien. Heute ist es das einzige funktionierende Instrument in der ganzen Gegend, und das ist wirklich wichtig. Jetzt können wir es Studenten zur Verfügung stellen, die normalerweise nie eineChance hätten, auf einem solchen Instrument zu spielen. Lyns Rolle hatte dabei großen Anteil, (magna pars) oder besser gesagt, den größten!

Hier wurde Lyns Interesse an kulturellen Fragen nur allzu deutlich, etwas sehr Ungewöhnliches bei normalen Politikern. Im besten Fall könnte man sagen, ein Politiker, der sich für Kultur interessiert, tut dies aus Gründen der Einflußnahme, im schlechtesten Fall wird er sie in Stücke reißen…

Was das Fortepiano anbelangt, bin ich geradezu ein Fanatiker. Aber das trifft auch auf den Bereich der Musiktheorie zu. Insbesondere in den letzten beiden Jahren hat Lyn die theoretische Musikarbeit sehr beeinflußt. Er setzt Leute unter gesunden produktiven Druck, spezifische theoretische Probleme zu lösen. Er hat einen eisernen Willen, bestimmte Dinge zu erreichen. Man hört, wie er über etwas diskutiert, heute und morgen, und immer wieder, bis man, und sei es am Anfang nur, damit man es nicht mehr hört, sich damit beschäftigt, und im Laufe dieses Prozesses dann entdeckt, daß man schon tief in die Fragestellung involviert ist. Man findet heraus, daß „man am Anfang Indien sucht und am Ende Amerika entdeckt“; auch wenn am Anfang völlig unbeabsichtigt, kommt man schließlich zu einer Hypothese.

Dies trifft auf die Frage nach der Teilung der Oktave zu. Ich wurde auf dieses Problem aufmerksam, nachdem ich wieder und wieder Beethovens Quartette gehört hatte. Auch hier wieder hatte mich Lyn darauf hingewiesen. Er machte mich mit einigen wichtigen Persönlichkeiten bekannt, zum Beispiel mit Norbert Brainin, aber nicht nur mit Musikern, auch mit Wissenschaftlern und anderen.

Eine von Lyns Funktionen bestand darin, über bestimmte Projekte kreative Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenzubringen; das ist eine wundervolle Aufgabe. (In Anlehnung an Leibniz) würde ich ihn einen primo motore immobile nennen.

Carlo Levi-Minzi

Pianist, Dozent; häufige Auftritte bei Konzerten des Schiller-Instituts, auch zusammen mit Norbert Brainin

Aus der Festschrift 1987 zu LaRouches 65. Geburtstag


Grußnote von Carlo Bergonzi

Lieber Lyndon,

meine herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem 75. Geburtstag. Ich habe mich sehr gefreut, Sie letzten November in Busseto, in dem Haus, in dem Giuseppe Verdi lebte, zu der Präsentation von Canto e diapason zusammen mit Piero Cappuccilli zu treffen. Ihre Initiative, zur wissenschaftlichen Stimmung zurückzukehren, ist sehr wichtig für die Oper und insbesondere für junge Sängerinnen und Sänger, um die sich meine Akademie der Verdi-Stimmen in Busseto kümmert. Mein Wunsch zu Ihrem Geburtstag ist daher, daß dies das Jahr ist, in dem Verdis Stimmung Wirklichkeit wird!

Carlo Bergonzi

Tenor, Akademie für Belcanto-Stimmen in Verdis Heimatstadt Busseto, Italien

Aus der Festschrift 1997 zu LaRouches 75. Geburtstag


Piero Cappuccilli

Lieber Lyndon,

meine besten Wünsche zu Ihrem 75. Geburtstag! Möge Giuseppe Verdi, der schon Ihre sehr wichtige Initiative zur Wiederbelebung der klassischen Musik und der Oper inspiriert hat, auch Ihren Kampf zur Verteidigung der Nationen inspirieren. Es war eine große Freude, Sie letzten November in Verdis Heimatstadt Busseto zu treffen, neun Jahre nach der ersten Konferenz des Schiller-Instituts über Verdis Stimmung in Mailand. Machen Sie weiter mit der guten Arbeit!

Piero Cappuccilli

Bariton und Gesangspädagoge in Grado, Italien

Aus der Festschrift 1997 zu LaRouches 75. Geburtstag


Arturo Sacchetti

Den Geburtstag von Lyndon LaRouche zu feiern, ist nicht nur eine Gelegenheit, ein gebührendes „Dankeschön“ für sein Engagement im Bereich der Musik auszudrücken, sondern auch seine Rolle als außergewöhnlicher Protagonist unserer Zeit zu würdigen.

Es wäre überflüssig zu versuchen, den Mann zu beschreiben: Wirtschaftswissenschaftler, Ästhetiker, Philosoph, Schriftsteller, Musikwissenschaftler, Historiker, Literat, Physiker, Mathematiker, Kritiker, Forscher und Politiker. Noch wichtiger ist die Dimension seiner Persönlichkeit, die sich jedem Beschreibungsversuch entzieht.

Lyndon LaRouche verkörpert das charismatische Bild eines „seltenen“ Menschen, nicht im exzentrischen Sinne, sondern in einem tieferen Sinn. Es ist unmöglich, es anders zu erklären, um ein wenig von seinem gigantischen Wissen, seinem Interesse für musikalische Phänomene zu verstehen, die er zwischen den Zeilen liest. Der Autor fühlt sich auch durch die Tatsache beglückt, daß „er ein bißchen italienisch ist“, denn er ist fasziniert von Vertretern glücklicherer italienischer Zeiten wie Michelangelo, Raphael, Leonardo da Vinci, Bellini, Verdi und viele andere.

Ich traf ihn anläßlich der Kampagne zur Normalisierung der Orchesterstimmung im Jahr 1988, und ich war sofort beeindruckt und überrascht von seiner Fähigkeit, Wissenschaft und künstlerische Empfindungsfähigkeit miteinander zu vereinigen.

Sein Leben zwischen persönlichem Einsatz, Studium, Begeisterung und … Schwierigkeiten hätte nicht anders sein können. Seine Warnungen, von denen einige in Aufsätzen und Publikationen des Schiller-Instituts veröffentlicht wurden, waren gleichzeitig konstruktiv und schockierend. Die ersten wurden positiv empfunden, die zweiten „subversiv“ und „das Gewissen aufrüttelnd“ und den „ruhigen und unsittlichen Lebensstil aus dem Gleichgewicht bringend“. Er zahlte persönlich für den Mut, den er mit seinen Äußerungen bewies, aber sein Opfer war nicht vergeblich.

Über das hinaus, was er erlitten hat, jenseits der abgestimmten Pläne, schamlosen Aktionen und unglaublichen, zerstörerischen Machenschaften gegen ihn leuchtet Lyndon LaRouches Stern heller als je zuvor. Zur rechten Zeit wird ein weiser Richter dem Denker, dem Philosophen, dem Propheten und dem Erzeuger so vieler Thesen Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Doch unter den vielen kulturellen Leistungen bleibt eine sein Juwel: die Arbeit für eine bessere menschliche Dimension, einen gerechten Sozialstaat, eine emanzipierte, entwickelte und glückliche Gesellschaft.

Vielen Dank, Lyndon!

Maestro Arturo Sacchetti

Organist, Präsident der Internationalen Musikakademie Giovanni Carisio in Santhid, Italien; ehem. künstlerischer Leiter von Radio Vaticana; Mitverfasser von Canto e diapason, der italienischen Ausgabe des Handbuchs der Grundlagen von Stimmung und Register des Schiller-Instituts

Aus der Festschrift 1997 zu LaRouches 75. Geburtstag