Die Briten ermordeten Indira Gandhi

Schlimmer als der Mord von Sarajewo


Lyndon LaRouche gab am 31. Oktober 1984, unmittelbar nach dem Mordanschlag auf die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi, die folgende Erklärung ab.


Heute morgen um 9.18 Uhr Neu-Delhi-Zeit haben Attentäter einer Londoner Terroristensekte einen der bedeutendsten Politiker unserer Generation ermordet, Indiens Ministerpräsidentin Indira Gandhi. Meine Frau und ich, die wir sie sehr verehrten, können keine Worte finden, unseren persönlichen Schmerz auszudrücken.

Indira Gandhi
Indira Gandhi

Wenn Indien als Folge dieses Attentats destabilisiert wird, könnten die Auswirkungen schnell so gefährlich werden wie die Ermordung des österreichischen Erzherzogs Franz Ferdinand am 28. Juni 1914, die der Auslöser des Ersten Weltkriegs war.

Die Fakten des Attentats lauten wie folgt.

Verantwortung für das Attentat hat eine terroristische Sekte von einem in London ansässigen Verbindungsmann der Nazi-Internationale, Chauhan Singh, übernommen. In einem heute in London geführten Interview äußerte sich der Terroristenführer schadenfroh über die Ermordung von Frau Gandhi und kündigte weitere Attentate an, darunter auch auf Frau Gandhis Sohn Rajiv. Ähnliche Erklärungen wurden im Fernsehen von dem Zweig derselben Terroristensekte in Kalifornien übertragen.

Die von Chauhan Singh angeführte Sekte, die sogenannte Khalistan-Befreiungsfront, ist eine vom britischen Geheimdienst geschaffene internationale Terrororganisation. Die Sekte ist eine „fundamentalistische Version“ der Sikh-Religion. Der Hauptweg, über den der britische Geheimdienst die „Khalistan“-Separatisten nach Indien einschleuste, war ein spezieller Non-Stop-Flug der British Airways von Birmingham nach Amritsar in Indien.

Chauhan Singh selbst war ein eher undurchsichtiger Sikh-Separatist, der in England in den 1970er Jahren praktisch von der Bildfläche verschwand und gelegentlich im sowjetischen KGB-Ausbildungszentrum in Taschkent auftauchte, von dem aus sowjetische KGB-Operationen in verschiedenen Teilen Asiens und der Karibik durchgeführt werden.

Im Gefolge dieser britischen und sowjetischen Hilfestellung entwickelte sich Chauhan Singh zu einem selbsternannten antisowjetischen Rechtsaußen und unterhielt in letzter Zeit enge Verbindungen mit dem Hauptquartier und den Frontorganisationen der Lausanner Nazi-Internationale mit Sitz in der Schweiz. Ahmed Ben Bella, ein algerischer Terrorist der Nazi-Internationale, gehörte in den letzten Jahren zu Chauhans Partnern.

In den Vereinigten Staaten selbst finden sich die Sponsoren von Chauhan Singh rund um Washington, D.C. vor allem in den Kreisen der Heritage Foundation, die Singh einmal einem falsch informierten Senator Jesse Helms aufdrängte. Durch Kreise, gegen die gesondert als mutmaßliche sowjetische Agenten ermittelt wird, reichten Chauhan Singhs Tentakel bis in den Kern der afghanischen Rebellen-Lobby sowie in die terroristischen Kreise Khalistans mit Sitz in Kalifornien. Die indische Regierung hatte sich beschwert, daß Waffen, die offenbar über Pakistan an afghanische Rebellen geliefert werden sollten, stattdessen an khalistanische terroristische Kreise innerhalb Indiens umgeleitet wurden.

Die Verbindung zwischen Nazis und Kommunisten

Investigativjournalisten von Executive Intelligence Review (EIR) hatten führende Kreise in Indien bereits im Frühjahr 1983 auf Dokumente aufmerksam gemacht, die belegen, daß sowohl der sowjetische KGB als auch die Nazi-Internationale tief in die terroristischen Aktivitäten Khalistans gegen Indien verwickelt waren. Die Dokumente bestätigten Chauhan Singhs eigene Eingeständnisse, daß er in Kontakt mit der Nazi-Internationale in Europa stand. Sie enthielten auch Beweise für eine massive Zusammenarbeit zwischen dem sowjetischen KGB und den führenden Elementen der Nazi-Internationale, mit denen Singh zusammenarbeitete.

Sowjetische Agenten in Indien setzten sich leider massiv ein, um die Dokumentation von EIR über das Komplott zu diskreditieren. Die sowjetischen Agenten verbreiteten die Lüge, Chauhan Singh sei lediglich ein britischer und amerikanischer Agent, habe aber nichts mit der Nazi-Internationale zu tun.

Rostilaw Uljanowskij, der die Lügenoperation gegen EIR leitete, war gleichzeitig derselbe sowjetische Agent, der in einem Interview mit der Times von Indien am 30. September 1984 als erster die bevorstehende Ermordung von Frau Gandhi signalisierte. Uljanowskij, der 1983 von der indischen Regierung noch mit dem Nehru-Friedenspreis ausgezeichnet worden war, erklärte, die Sowjetunion sei besorgt über angebliche „Tendenzen für eine Machtkonzentration in einer einzigen Person“ – Frau Gandhi.

An der Bedeutung von Uljanowskijs Aussage konnte es keinen Zweifel geben. Die offizielle sowjetische Propaganda stützt sich auf ein wohlbekanntes Glossar von Codewörtern. Zum Beispiel, wenn in der Moskauer Presse öffentlich die Ermordung einer Person angeordnet wird, heißt es nicht: „Tötet sie.“ Moskau drückt sich eher so aus: „Ihre Nützlichkeit ist abgelaufen.“ Die sowjetischen Agenten in der ganzen Welt wissen dann genau, was dies bedeutet. Uljanowskijs Erklärung wies die sowjetischen Agenten in der ganzen Welt an, in keiner Weise störend einzuwirken, wenn versucht wird, Frau Gandhi loszuwerden.

In den letzten drei Wochen gab es eine internationale Geheimdienstwarnung über ein geplantes Attentat auf Frau Gandhi, eine Warnung, die auf Informationen von Informanten mit Verbindungen zu führenden Geheimdiensten beruhte. Es bestand kein Zweifel daran, was die Prawda vom 30. Oktober 1984 signalisierte. Moskau sagte, die Verantwortung für die Ermordung liege bei den Vereinigten Staaten. Das Attentat wurde in Wirklichkeit von einer Frontorganisation des britischen Geheimdienstes ausgeführt, nämlich der von Chauhan Singh. Sehr bald wird Moskau „enthüllen“, der „Beweis“ für die Verantwortung der Vereinigten Staaten liege bei der Heritage Foundation, einer Frontorganisation des britischen Geheimdienstes, die Chauhan Singh in vollem Umfang unterstützt habe, und auch die Kreise um Daniel Patrick Moynihan und Henry A. Kissinger seien genauso tief in Intrigen gegen Gandhi verstrickt.

Einen Tag vor dem Attentat verbreitete Moskau die Ankündigung, daß Frau Gandhis Ermordung unmittelbar bevorstehe, und sie starb innerhalb von etwa 48 Stunden, nachdem diese Meldung an die Presse gegangen war. Moskau berichtete dann, die Vereinigten Staaten seien für die unmittelbare folgende Ermordung von Frau Gandhi verantwortlich. Dies ist die Art und Weise, wie Moskau offiziell einen Befehl zur sofortigen Ermordung bekannt gibt.

Kurz gesagt, bestimmte Fraktionen im britischen Geheimdienst haben Frau Gandhi umgebracht, um Moskau einen Gefallen zu tun, und Moskau wird nun der Reagan-Regierung die Schuld an der Ermordung geben. Welche Kreise des britischen Geheimdienstes? Fragen Sie den britischen Lord Bethel, einen engen Kontakt und angeblichen politischen Unterstützer Chauhan Singhs.

Chauhan Singh, bekanntermaßen Kopf einer internationalen Terrororganisation, steht unter dem Schutz der britischen Krone und prahlt in Interviews über seine Beteiligung an einer Welle terroristischer Attentate! Soviel zur britischen „Aufrichtigkeit“ in der Frage des internationalen Terrorismus.

Frau Gandhi und US-Präsident Reagan

Frau Gandhi war informiert darüber, daß ein unmittelbares Attentat auf sie verübt werden würde. Sie bestätigte dies in einem Interview mit UPI drei Tage vor ihrer Ermordung: „Wenn ich im Dienste meines Landes sterben würde, wäre ich sehr stolz darauf… Ich denke, ich muß gegen das Böse kämpfen, ich muß mich dem entgegenstellen, was falsch ist, aber man darf nicht beunruhigt darüber sein, was in der Folge davon mit einem passiert – man muß seine Arbeit fortsetzen.“

LaRouches im Indischen Forschungszentrum
Lyndon LaRouche und Helga Zepp-LaRouche besuchten im Juli 1983 ein landwirtschaftliches Forschungszentrum in Neu-Delhi. Im Bild dessen Direktor Dr. H. K. Jain. Bild: EIRNS/Uwe Parpart

Ich habe diese Botschaft erhalten und werde entsprechend ihrer Anweisung handeln. Ich werde sagen, was ich über ihre Einstellung zu Präsident Ronald Reagan weiß.

Seit einer ersten Korrespondenz 1977 standen meine Frau Helga und ich in gelegentlichem Kontakt mit Frau Gandhi. Es gab einige Briefwechsel und weniger häufig vertrauliche Nachrichten, die über vertrauenswürdige Vermittler weitergeleitet wurden. Wir waren Freunde in der Zeit, als ihr Leben und das ihrer Familie Familie bedroht waren, als sie nicht der Regierung angehörte; wir waren Freunde, als sie wieder in die Regierung gewählt wurde. Während unserer beiden Besuche in Indien 1982 und 1983 trafen Helga und ich sie in ihrem Büro. Dabei habe ich sie motiviert, ihren persönlichen Kontakt zu Präsident Reagan auszubauen.

Als ich sie beim ersten Mal darauf ansprach, nickte sie. Sie hatte den Präsidenten während des Gipfels in Cancun kurz getroffen und mochte ihn; aber, so beklagte sie sich, seine bürokratischen Aufpasser hätten ihr Gespräch abgebrochen, kaum daß es begonnen hatte. Sie sagte, sie wünschte sich eine Gelegenheit, die Dinge mit ihm unter vier Augen ausführlicher zu diskutieren; ich versprach, mein Bestes zu tun, ihren Standpunkt den zuständigen Kreisen in Washington zuzuleiten.

Natürlich kamen wir bei unserem Treffen 1983 auf das gleiche Thema zurück. Um die Bedeutung unserer Diskussion zu verstehen, muß man wissen, was sich wenige Tage vor unserem Treffen in Indien abgespielt hatte. Am Vorabend der Ankunft von US-Außenminister George Shultz hatte sich der US-Botschafter in Indien, Barnes, einen schweren diplomatischen Affront gegen Indien erlaubt.

Botschafter Barnes hatte eine Sonderpressekonferenz einberufen, auf der er den indischen Pressevertretern eine Erklärung diktierte, in der es hieß, Indien verhalte sich dumm gegenüber der Separatistenbewegung Khalistan. Laut Barnes seien die Khalistan-Terroristen mit den puertorikanischen Separatisten in den Vereinigten Staaten vergleichbar. Als die indische Presse diesen Teil des Interviews diskret aus den veröffentlichten Berichten herausließ, verbreitete die US-Botschaft die beleidigenden Äußerungen in einer offiziellen Mitteilung. Dieses Vorgehen des Botschafters löste erwiesenermaßen die erste öffentliche Demonstration gegen die US-Botschaft in Indien aus.

Ich hatte meine eigene Einschätzung zu diesem unglaublichen Vorfall. Ich hatte Botschafter Barnes ein Jahr zuvor kennengelernt, als er an einem Empfang für mich in Neu-Delhi teilnahm. Er war ein erfahrener Karriere-Diplomat und kein Dummkopf. Er war kein fieser Grobian, wie ein früherer Botschafter in Indien, Daniel Patrick Moynihan. Botschafter Barnes hätte niemals einen solchen diplomatischen Affront ohne einen entsprechenden Befehl vom Außenministerium in Washington begangen. All das geschah am Vorabend der Ankunft von Minister Shultz in Indien. Nur ein paranoider Liberaler hätte der Meinung sein können, daß sich der Botschafter nicht auf Anweisung den diplomatischen Zwischenfall zu Schulden kommen ließ, um den Ton für das Treffen von Minister Shultz mit Frau Gandhi zu setzen.

Frau Gandhi war ein zu großer Staatsmann, um emotional auf eine derart inszenierte Beleidigung durch das Außenministerium von Minister Shultz zu reagieren. Auch wenn die indische Presse immer noch wütend und mit Empörung auf die krasse, pro-terroristische Einmischung des Außenministeriums in die inneren Angelegenheiten Indiens reagierte, verschwendeten Frau Gandhi und ich kein Wort über die boshaften Schuljungenstreiche unseres Außenministeriums. Wir konzentrierten uns auf ernste Angelegenheiten.

Frau Gandhi war ein wahrer Freund der Vereinigten Staaten, ebenso wie es ihr Vater, Premierminister Jawaharlal Nehru, vor ihr gewesen war. Sie blieb ihrer Politik treu, trotz der zahlreichen Beschimpfungen, die Indien von unserem Außenministerium zu ertragen hatte, seit Daniel Moynihan US-Botschafter war. Sie mochte Präsident Reagan persönlich, und sie wollte Verständnis und Zusammenarbeit mit seiner Regierung, Beleidigungen hin oder her.

Engstirnige Narren behaupteten, sie sei prosowjetisch eingestellt. Frau Gandhi sah ganz klar, daß Indien zwar eine Supermacht in der Region des Indischen Ozeans ist, Indien aber, wie der größte Teil der Welt, zwischen zwei Supermächten gefangen ist und die Sowjetunion die geografisch näher gelegene der beiden ist. So sehr sie einen Präsidenten wie Ronald Reagan mochte, mußte Indien ein korrektes und kooperatives Verhältnis zur Sowjetunion pflegen. Außerdem ist Indien das größte Land der blockfreien Staaten, zu deren Gründer Jawaharlal Nehru gehörte. Indiens richtige Politik besteht in den Augen eines jeden indischen Patrioten darin, einen Kurs des nationalen Interesses mit maximaler Distanz zur Allianz mit den Supermächten zu steuern. Wenn unser Außenministerium die Realitäten in dieser Region der Welt verstanden hätte, hätte es gesehen, daß Frau Gandhi die Freundschaft und Zusammenarbeit mit den Vereinigten USA unter dem Gesichtspunkt der strikten Einhaltung der indischen Position als führender Nation der Gruppe der Blockfreien Staaten gesucht hat.

Das war mein Verständnis von Indiens vitalen Eigeninteressen. So habe ich die Ansicht aller führenden indischen Patrioten, einschließlich der von Frau Gandhi aufgefaßt. Ich sah es als meine Pflicht an, als informierte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens der Vereinigten Staaten zu versuchen, relevante Kreise im Umfeld von Präsident Reagan diese Sichtweise zu vermitteln.

Frau Gandhi machte mir gegenüber sehr deutlich, sie verstünde, daß ich trotz meiner besonderen Zuneigung zu Indien und seiner Entwicklung in erster Linie ein Patriot der Vereinigten Staaten bin. Ich denke, sie hätte mich verachtet und mir mißtraut, wenn ich anders gedacht hätte.

Ich habe zahlreiche einflußreiche Persönlichkeiten getroffen, von denen ich viele persönlich mochte, aber Frau Gandhi war eine Klasse für sich. Ich sage das nicht nur aus großer Trauer; dies war meine privat und vor der Presse erklärte Einschätzung von ihr, als sie noch lebte. Welche Unzulänglichkeiten sie auch immer gehabt haben mag, unter allen Nationen war sie der bedeutendste Staatsführer der Welt seit dem Tod von Präsident Charles de Gaulle. De Gaulle hatte sie damals bewundert, als sie, eine noch junge Frau, bei einem Abendessen eine Rede hielt, bei dem sie beide anwesend waren. Ich habe noch nie eine politische Persönlichkeit getroffen, die derartig schnell eine Vielzahl von Themen beherrschte, die ihr vorgelegt wurden.

Es war eine große Genugtuung für mich, zu wissen, daß die ihr zugesandten Exemplare des Wissenschaftsmagazin Fusion regelmäßig gelesen wurden, nicht nur von ihr selbst, sondern auch als Quellenmaterial für die Erziehung ihrer Enkelkinder. Sie war ein vollendeter Staatsmann, der auch Zeit fand, eine hingebungsvolle Mutter und Großmutter zu sein. Sowohl Helga als auch ich empfanden diese sympatische Frau mit kleiner Statur als unendlich beharrliche und gleichzeitig als absolut liebenswürdige Persönlichkeit.

Sie strahlte intellektuelle Brillanz, Zähigkeit und gleichzeitig ein liebevolles Verhalten den Menschen gegenüber aus. Es war diese Zähigkeit und Liebe, die die arme Bevölkerung Indiens in ihr sahen und sie dafür liebten. Für sie war sie die Inderin ihres Landes schlechthin.


Mutter Teresa

Mutter Teresa
Schwester Teresa | Bild: Wikipedia/Evert Odekerken

Lieber Lyn,

ich [Nina Ogden] habe am 6. August mit Mutter Teresa gesprochen und ihr gesagt, daß du nächsten Monat deinen 75. Geburtstag feierst. Sie war nicht sehr beeindruckt von der Zahl der Jahre, aber sie sagte: „Wir beten jeden Tag für dich und deine Familie, für Lyn und Helga. Gott segne euch.“

Schwester M. Ann-Teresa

Mutter Oberin, Missionarinnen der Nächstenliebe, Indien

Aus der Festschrift 1987 zu LaRouches 65. Geburtstag