Aktuelles (2/2021)

Gedenkkonzert zum 11. September 2001

Aus Anlaß des 20. Jahrestages der Anschläge des 11. September fanden vom 10.–12. September 2021 in New York vom Schiller-Institut organisiert mehrere Veranstaltungen unter Teilnahme hoher politischer Prominenz statt.

Den Anfang machte ein Konzert des New Yorker Chors des Schiller-Instituts, der damit seine Tradition der jährlichen Veranstaltungen zum Gedenken an den 11. September fortsetzte. Schauplatz war die Kirche „Our Lady of Pompeii“ unweit des World Trade Centers in Greenwich Village, New York City, wo dreißig Chorsänger und Instrumentalisten ein Programm aus europäischer und amerikanischer klassischer Musik präsentierten.

Nach einer Vertonung des patriotischen Liedes „America the Beautiful“ von Nathaniel Dett, dem Mitbegründer der National Association of Negro Musicians, wurden drei weitere Stücke aufgeführt: Harry T. Burleighs Vertonung von Deep River, Robert Schumanns Zigeunerleben und das „Va Pensiero“ aus Giuseppe Verdis Oper Nabucco.

Den krönenden Abschluß des Konzerts bildeten die letzten Teile von Beethovens Missa Solemnis Opus 123: das Sanctus-Benedictus und das Agnus Dei, das mit Beethovens „Dona Nobis Pacem“ endet. Jennifer Pearl, die durch das Programm führte, erklärte in ihrer Einführung: „Beethovens Inschrift über dem Abschnitt ,Dona Nobis Pacem‘ in den Notenblättern ruft zu innerem und äußerem Frieden auf, ein Plädoyer für den geistigen und den weltlichen Frieden. Die Worte des Schlußsatzes enden mit ,Dona Nobis Pacem‘, was so viel bedeutet wie ,Gib uns Frieden‘.“

Nichts könnte in der heutigen Situation zum Ende des Gedenkkonzerts passender sein, als ein Aufruf zum Frieden. Aber Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Gewalt oder Krieg. Er muß ein Prinzip zur Überwindung des Kreislaufs von Gewalt und Krieg sein, der durch das alte Paradigma des Imperialismus seit Jahrhunderten aufrechterhalten wird. Verbinden Sie das mit einem aktiven Engagement für die Verbesserung der Lebensbedingungen und der Kultur künftiger Generationen.

Louis Farrakhans Liebe zu Beethovens Violinkonzert

Kürzlich konnten Zuschauer im Internet ein spannendes Beethoven-Konzert erleben, das zu den raren Kostbarkeiten aufgeführter Musik gehört: Der Politiker und Geistliche Louis Farrakhan von der Nation of Islam spielte Beethovens Violinkonzert D-Dur, op. 61, eine Aufführung, die am 13. Februar 2002 aufgenommen, aber erst an seinem 88. Geburtstag, dem 11. Mai 2021, in einem Live-Stream-Video veröffentlicht wurde. Über 8800 Menschen sahen das Konzert live, und bis jetzt haben über 50.000 Menschen das Konzert auf YouTube angeschaut. Das Video kann hier angesehen werden.

Louis Farrakhan spielt Beethovens Violinkonzert D-Dur op. 61.

Farrakhan kündigte dazu auf Twitter an: „Zu meinem 88. Geburtstag feiere ich den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven mit der Weltpremiere meiner Aufführung des Beethoven-Violinkonzerts. Ich lade alle ein, sich dies heute Abend um 19 Uhr CDT anzusehen.“

Während des Konzerts schilderte Farrakhan, wie es zu diesem Konzert kam. Im Alter von knapp 6 Jahren habe seine Mutter mit Nachdruck darauf bestanden, daß er das Geigenspiel erlerne. Ein Wendepunkt in seinen musikalischen Studien kam im Alter von neun Jahren, als er eine Aufführung eben dieses Violinkonzerts von Beethoven mit dem Boston Symphony Orchestra und dem Solisten Jascha Heifetz unter der Leitung von Serge Koussevitzky besuchte. Dieses Konzert und besonders Heifetz‘ Spiel berührten ihn zutiefst, und noch heute besitzt er voll Stolz ein signiertes Programmheft dieses Heifetz-Konzerts, das er nach dem Konzert hinter der Bühne vom Meister selbst erhalten hat. Von Ehrgeiz gepackt und in Erinnerung daran nahm er sein Geigenstudium in Angriff und übte täglich sechs bis acht Stunden mit dem Ziel, einmal selbst dieses Beethoven-Konzert aufführen zu können.

Noch als Jugendlicher hoffte er, ein großer Geiger zu werden. „Aber“, sagte er, „mein Leben nahm einen anderen Verlauf, und ich gab die Geige für meine Tätigkeit als Politiker und Geistlicher auf.“ Daß er als Erwachsener zur Geige zurückkehrte, verdankt er der Pianistin und Gesangslehrerin an der Metropolitan Opera Sylvia Olden Lee. Auf einer Feier anläßlich ihres 100. Geburtstags in der New Yorker Carnegie Hall am 29. Juni 2017 hatte er dies geschildert:

„Ich lernte Sylvia Olden Lee in den späten 1980er Jahren kennen und lud sie zu einem Abendessen ein. Später an diesem Abend holte ich meine Geige und begann, einen Teil des Mendelssohn-Violinkonzerts zu spielen, und Frau Lee setzte sich spontan ans Klavier, um mich zu begleiten!“

Frau Lee ermutigte ihn, wieder „ernsthaft“ Geige zu spielen, und so begann er ab 1991 erneut mit dem Unterricht, zunächst bei Elaine Skorodin Forman, dann bei Ayke Agus, beides professionelle und gefeierte Musikerinnen, die beide in engen Beziehungen zu Jascha Heifetz standen, die eine als seine Schülerin, die andere als seine Biografin und enge Begleiterin.

Nach der Aufführung des Mendelssohn-Violinkonzerts am 17. April 1993, Farrakhan war zu diesem Zeitpunkt bereits 60 Jahre alt, war sein nächstes Ziel das Beethoven-Konzert, was er sich innerhalb von sechs Monaten erarbeiten wollte. Zunächst äußerten sich seine beiden Lehrerinnen darüber äußerst skeptisch. Forman meinte: „… Nicht in zehn Jahren, geschweige denn in sechs Monaten…“ und Agus fand es „unmöglich“.

Aber das „Unmögliche“ wurde möglich. Bei einem privaten Treffen mit Agus und ihrem Ehemann führte Farrakhan das Beethoven-Konzert zunächst probeweise auf. Unter dem ersten Eindruck des Konzerts schreibt sie später: „Ich war überwältigt von der Tatsache, daß er es selbst gelernt hat. Es gab ein paar kleine Fehler hier und da. Aber sein Klang, die Art der Klangqualität, die Tonqualität seines Spiels waren so leidenschaftlich und so wahrhaftig … Man sagt, die Art von Klang, die man aus einem Instrument, einem Streichinstrument, herausholt, ist der Spiegel der Seele. Man kann sich also nicht verstecken. […] Ich habe einfach die Wahrheit gehört. […] Ich wußte nicht einmal, worum es dem Minister [sonst] ging, [aber was] ich gerade [von] dem Minister hörte, war die Wahrheit …“

Farrakhan fragte sie daraufhin, ob sie ihm das Beethoven-Konzert beibringen würde, und Agus sagte sofort zu.

Wie in dem Video zu sehen ist, stellte Farrakhan nach der Konzertaufführung im Jahr 2002 zwei junge schwarze Musiker des Orchesters vor, eine 19-jährige Frau, die ihm das Video eines Sibelius-Violinkonzertes geschickt hatte, in dem sie selbst den Solopart spielte, und dann einen jungen Mann, von dem er ein Video mit einem Tschaikowsky-Violinkonzert erhalten hatte. Die Leistungen der beiden talentierten Jugendlichen hätten ihn zu Tränen gerührt, sagte Farrakhan, sie seien „alles, was ich selbst hätte werden wollen, und noch einiges mehr.“

Er sagte dem Publikum, daß solche klassisch ausgebildeten schwarzen Musiker gefördert und auf die Bühne gebracht werden müssen, um gezielt die afroamerikanische Bevölkerung zu erreichen, damit sie sich mehr für die klassische Kultur engagiert.

Farrakhans Forderung, Rassismus und mangelnde Entwicklung der Gesellschaft mittels der klassischen Kultur als wahrhafter Ausdruck menschlicher Identität zu besiegen, knüpft an die Bemerkungen Lyndon LaRouches über das kreative Potential des Menschen und die Rolle der großen Kunst an: „Eine bankrotte Welt wiederaufbauen“ (Neue Solidarität Nr. 52/2002):

„Der Mensch ist fähig, universelle Naturprinzipien zu entdecken und zu beherrschen, durch die er seine Macht in und über das Universum erhöht. Durch die Vermittlung großer Kunst und großer Wissenschaft wecken wir in den Schülern und Studenten das Verständnis dieser Fähigkeiten des Menschen, universelle Naturprinzipien zu entdecken. Auf diese Weise in klassischer Kultur und klassischer Wissenschaft gebildete Menschen erkennen und schätzen in ihrem menschlichen Gegenüber genau jene schöpferischen Eigenschaften, die den Menschen vom Tier unterscheiden.“

Nichts ist unmöglich – wenn der menschliche Geist fähig ist, sich der Herausforderung zu stellen!